Ave, Caesar, morituri te salutant

So stellen wir uns die Gladiatorenspiele vor: viel Blut und kaum eine Chance auf ein Überleben. Gezwungen zum Kampf, zur Belustigung der Masse, die nach Gewalt giert. Doch wie liefen die Gladiatorenspiele wirklich ab? Und was ist ins Reich der Mythen zu verbannen? Und vor allem, woher kamen die Spiele in der Arena?

Die ersten Zweikämpfe auf Leben und Tod wurden schon bei den Etruskern, einer pre-römischen Zivilisation, veranstaltet; hier meist als Totenfest für einen Verstorbenen mit hohem Ansehen, meist ein Feldherr oder ähnliches. Als die Römer das Etruskerreich annektierten und die Bevölkerung zur Assimilierung zwangen, wurde das Brauchtum übernommen.

Nach und nach gestaltete man aus den privaten Totenfeiern ein öffentliches Ereignis, welches zunächst auf Marktplätzen aufgeführt wurde. Später baute man für diese Art Amüsement eigene Arenen, auch Murena genannt. Die Kämpfer waren gut ausgebildete Männer, seltener Frauen. Diese waren aber nicht immer Sklaven! Der Großteil der Gladiatoren kam aus der Kriegsgefangenschaft, doch viele von ihnen waren freiwillig ein Gladiator! Praktisch waren sie so etwas wie unsere Rockstars heutzutage. Wenn sie ihre Gegner erfolgreich zu Boden rangen oder töteten, hatten sie Fans, die sie begleiteten und anbeteten – sie hatten sogar Groupies!

Ein Gladiator war teuer, da er in speziellen Schulen ausgebildet wurde, man ihn ausgewogen und stärkend ernähren musste und ein strenges Training absolviert wurde, um den Zuschauern spannende Kämpfe zu liefern. Diese Kämpfe führte man nach rigide eingehaltenen Regeln, über die mehrere Schiedsrichter verfügten.

Es wurden immer zwei gleichwertige Kämpfer für einen Kampf ausgesucht, sodass es ein faires Duell war. Es gab sogar verschiedene Typen Gladiatoren, die sich an Waffen und Ausrüstung unterschieden.

Die berühmtesten waren folgende Typen, die man oft nach Völkern benannte, die die Römer bereits bezwungen hatten.

Murmillo: Ein Gladiator zu Fuß mit Helm, Schild, Schwert, dazu einen Arm und einen Beinschutz.

Eques: Ein berittener Gladiator, welcher in eine Tunika gehüllt war. Alle anderen trugen einen Lendenschurz. Er besaß einen Rundschild, eine Lanze, ein Kurzschwert und einen Helm. Der Kampf begann zu Pferd und wurde später zu Fuß weitergeführt.

Thraex: Zu Fuß kämpfend und nach dem Vorbild der Thraker ausgerüstet, mit einem gebogenen Schwert, einem Visierhelm und einem Schild. Am Schwertarm besaß er einen gesteppten Schutzüberwurf.

Hoplomachus: Nach dem griechischen Hopliten benannt und bewaffnet mit einer Lanze, einem reich verzierten Helm, einem Schwert und einem großen Schild, dazu einen Beinschutz.

Retiraius: Dieser Gladiator ähnelte mit seinem Wurfnetz und dem Dreizack eher einem Fischer als einem Kämpfer. Doch wenn er seinen Gegner im Netz hatte, konnte er ihm mit dem Dreizack schnell den Gar ausmachen. Dazu trug er Schulterklappen und einen Dolch.

Secutor: Dieser Gladiator war speziell gegen den Retiraius ausgerüstet. Sein Helm und sein Schild waren glatt, um dem Netz keine Angriffsfläche zu bieten. Dazu trug er ein Schwert. Ebenfalls war der Helm geschlossen bis auf zwei kleine Augenlöcher, damit ihm sein Gegner nicht das Augenlicht ausstechen konnte. Er war aber somit in seiner Sicht stark eingeschränkt.

Dazu gab es noch viele mehr, welche entweder noch exotischer waren oder noch zu unerforscht, um genau zu sagen, wie sie ausgestattet waren.

Die Kämpfe unterlagen wie gesagt strengen Regeln. So durfte ein gestrauchelter Gladiator nicht gleich getötet werden. Die Menge oder der Kaiser selbst entschieden, ob der Unterlegene leben oder sterben musste. Das Daumen-nach-oben-oder-unten-Spielchen kennt ihr ja alle, doch bis heute ist nicht geklärt, welche Pose den Tot oder das Leben bedeutete. Im antiken Rom konnte der Daumen nach oben auch so viel bedeuten wie „Schick ihn zu den Göttern…“

Ein Spieltag war gekrönt durch mehrere Ereignisse. Zunächst mussten verurteilte Verbrecher bis auf den Tod gegeneinander antreten, dies waren jedoch KEINE Gladiatoren! Danach wurden andere Verbrecher durch wilde Tiere getötet. Hiernach gab es Kämpfe, die zwischen Mann gegen Tier (immer noch keine Gladiatoren) oder Tier gegen Tier ausgetragen wurden.

Erst nach diesen konnte man die „echten“ Kämpfe bestaunen. Zunächst präsentierten sich die Kämpfer in der Arena, danach traten sie paarweise in diese hinaus, um gegeneinander anzutreten. Oft kam es vor, dass Gladiatorenschüler die ersten Kämpfe ausfochten – mit Holzwaffen allerdings.

Hiernach begann man mit den richtigen Kämpfen und die Römer liebten ihre Stars. Wenn der Kampf spannend war, durften meist beide Gegner überleben. Es kam jedoch vor, dass einer der Kämpfer schwere Verletzungen abbekam und somit die Entscheidung vorweg genommen wurde. Der Sieger erhielt einen Ölzweig und einen Geldbetrag, den viele Kämpfer sparten, um sich irgendwann freizukaufen.

Die langatmigsten Kämpfer absolvierten bis zu 30 Kämpfe in ihrer Karriere, bis sie entweder starben oder sich freikaufen konnten. Ein Gladiator, dem man die Freiheit schenkte, erhielt ein Holzschwert als Zeichen, dass er nun in Frieden leben konnte. Es kam auch vor, dass frei gelassene Gladiatoren sich wieder in die Murena einschrieben. Scheinbar fehlte ihnen der Nervenkitzel.

Und selbst der Todesstoß eines gestrauchelten Kämpfers unterlag Regeln: Der Überlegene musste ihn schnell und sauber töten. Der Sieger stieß also seinem Gegenüber das Schwert zwischen die Schultern, wahlweise in die Kehle oder das Herz. Selbst das wurde geübt. Der Unterlegene zeigte seine Niederlage davor an, indem er einen Finger in die Luft hielt und somit das Publikum um die Entscheidung fragte. Unter einigen Kaisern wurden Kämpfe, die ausschließlich mit dem Tod eines Kontrahenten endeten, sogar verboten! Bei 100 Kämpfen starben im Schnitt „nur“ 19 der Teilnehmer.

Die Spiele fanden ihr Ende, nachdem das Römische Reich das Christentum als Hauptreligion annahm. Aber in entfernteren Provinzen wurden sie dennoch dann und wann ausgeführt. Ach ja, der Spruch Ave, Caesar, morituri te salutant kann bis heute nicht eindeutig auf die Spiele zurückgeführt werden!

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Bild- und Informationsquelle:  http://de.wikipedia.org/wiki/Gladiator#mediaviewer/Datei:Jean-Leon_Gerome_Pollice_Verso.jpg