Boris Kustodijew, Die Kaufmannsfrau

Entgegen der typischen Vorstellung, die die Welt von der russischen Kultur pflegt, ist nicht Vodka das Nationalgetränk der Russen, sondern Tee. Laut einer Studie trinkt rund 82% aller Russen täglich Tee. Sicherlich ist dies nicht verwunderlich, wenn man sich die kalten, oft arktischen Temperaturen vor Augen hält, die sich wunderbar durch eine Tasse warmem Tee entgegenwirken lassen. Kekse, Marmelade oder mit einem Zuckerwürfel zwischen den Zähnen – die Art und Weise, dieses geschichtsträchtige Getränk zu trinken, unterscheidet sich. Doch die Passion für Tee eint ganz Russland. Denn schließlich war es besonders der Handel mit Tee, der Russland im 19. Und 20. Jahrhundert zu einer wahren Wirtschaftsmacht aufsteigen ließ.

Es scheint, als würde die Liebe für Großmutters Lieblingsgetränk selbst in russischen Gefängnissen, in denen sich die bösesten der Bad Boys sammeln, nicht Halt machen. Jedoch bevorzugen die bösen Buben keinen harmlosen Schwarztee mit Milch und Keksen. Weil bewusstseinsverändernde Mittel wie Alkohol strengstens verboten sind, greifen die Knackis zu sehr starken Teesorten wie Chifir in hohen Konzentrationen, welches nichts anderes ist als schwarzer Tee, der in hohen Mengen für eine lange Zeit gebraut wird. Denn das Chifir enthält nicht nur extrem hohe Dosen von Koffein, bestimmte Wirkstoffe machen den Tee zu einem wirksamen Alkohol-Ersatz.

Es ist schon erstaunlich, wie Not und Langeweile einen Menschen so erfinderisch machen können. Aber noch erstaunlicher scheint mir die Vielseitigkeit und die Bedeutung von einem ach so simplen Getränk wie Tee, ein zugegebenermaßen unterschätztes Kulturgut.

Seid ihr auch leidenschaftliche Teetrinker? Klickt hier, um eine Vielzahl an wunderbaren Teesorten zu entdecken.