Meryl Streep während ihrer Rede zu der Golden Globe Verleihung 2017

Meryl Streep während ihrer Rede zu der Golden Globe Verleihung 2017

Kurz vor der Amtseinführung des wohl kontroversesten Präsidenten der USA werden die Stimmen noch einmal richtig laut. Bei den Golden Globe Awards am vergangenen Sonntag, der zweitwichtigsten Filmauszeichnungen nach den Oscars, dominierte diesmal nicht der beste Film oder der beste Schauspieler die Stimmung im Saal, sondern die Rede von Meryl Streep. Diese wurde mit dem Cecil B. DeMille Award ausgezeichnet, dem Preis für ein Lebenswerk.

Als die dreifache Oscar-Gewinnerin zum Mikrofon griff, war es aber keine Dankesfloskeln, die aus ihrer heiseren Stimme kamen, sondern eine feurige Rede, die sich offensichtlich gegen Donald Trump richtete.
Sie begann mit der Diversität der Schauspieler aus den Hollywood-Rängen und zählte die Geburtsorte vieler ihrer Kollegen auf: Natalie Portman in in Jerusalem, Sarah Jessica Parker als eines von acht Kindern in Ohio, Amy Adams im italienischen Vicenza. Sie erwähnte auch die äthiopisch-irische Schauspielerin Ruth Negga, die für ihre Rolle in ein Kleinstadtmädchen aus Virginia schlüpfte. Unter den jubelden Rufen des Publikums rief sie: „Wenn du sie alle rauswirfst, sieht man nur noch Football und Mixed Martial Arts im Fernsehen!“ – Ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl an die politische Haltung Trumps gegen Nicht-Amerikaner.

Die eindrucksvollste Performance des Jahres hat aber keiner der nominierten Schauspieler gewonnen, sondern als der künftige Präsident einen körperlich-behinderten Reporter der New York Times mit zuckenden Armen nachgeäfft hat. „Es hat mir mein Herz gebrochen, als ich es gesehen habe, und ich kann es noch immer nicht aus meinem Kopf bekommen“, sagte Meryl Streep, ohne ausdrücklich den Namen Donald Trumps zu erwähnen. Außerdem appelierte sie gegenseitigen Respekt und Toleranz: „Respektlosigkeit lädt zu Respektlosigkeit ein, Gewalt animiert zu Gewalt.“

Der designierte Präsident twitterte daraufhin sogleich wutentbrannt, bezeichnete die 67-Jährige als „eine der überbewertesten Schauspielerinnen Hollywoods“ und als eine „Hillary-Freundin“. Seinen Post schloss er mit den Worten: „Sie ist eine…“, womit wahrscheinlich jeder weiß welches Wort er meint, aber nicht ausspricht.

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Aus den Reihen der Gala-Gäste gab es großen Applaus und viel Zustimmung. Viele von ihnen waren zu Tränen gerührt. So schrieb etwa Regisseur Michael Moore über Twitter: „Ein überwältigender Moment, wie wir ihn selten im Fernsehen sehen.“
Auch George Clooney sprang seiner Schauspielkollegin bei und konterte gegen Trump: „Haben sie nicht ein Land zu regieren?!“