Vivienne Westwood ist keine gewöhnliche Modedesignerin. Einfach Models auf den Laufsteg schicken? Für sie undenkbar. Sie macht den Runway zu einer Bühne, auf der sie ihre politischen und gesellschaftskritischen Botschaften und Forderungen der Welt präsentiert.

Climate Change, not Fashion, is my Priority.“ – eine Aussage, welche Frau Westwood auf die Titelseiten zahlreicher Magazine brachte.

Als sie ihre FW13/14 Kollektion zur Schau stellte, wurde jeder einzelne Besucher von einem Dokument auf dem Sitz überrascht, welches nun endgültig Westwoods Wandel von einer Modedesignerin zur Klima- und Umweltaktivistin manifestieren sollte: Die „Climate Revolution Charter“.

Auf dieser Charter ruft Westwood im Großen und Ganzen zu einem verantwortungsvollerem Umgang mit den Ressourcen auf der Erde auf.

Einige Punkte besagen:

„Kauft weniger, wählt sorgfältig aus, achtet auf Langlebigkeit.“
„Qualität vor Quantität.“
„Unterstütze  die Verwendung sauberer Energien.“
„Verzichte auf Plastik, wo es nur geht. „

Und so weiter…

Keiner kann abstreiten, dass diese Vorsätze sehr nobel klingen und dass der Versuch von Westwood, auf die katastrophalen Folgen unserer Konsumsucht aufmerksam zu machen, äußerst lobenswert ist.

Wenn man sich allerdings ihre eigene Mode betrachtet, dann kann man sie wohl kaum eine Umweltaktivistin nennen. Es gibt absolut keine Indizien dafür, dass sie diese eigenen Punkte in ihrer Mode umsetzt. Während derselben Show, in der sie für die Charter ihrer eigens losgetretenen Bewegung Climate Revolution wirbt, offenbarte sich ironischerweise eine Hülle und Fülle an erdöl-basierten Materialien.

Es gibt zudem keine Indizien, die bezeugen, woher sie ihr Leder bezieht, ihre Baumwolle und andere Materialien, und sie schildert ebenso nicht, wie ihre farbenprächtige Kleidung gefärbt wird. Fakt ist, dass die herkömmliche Art der Textilproduktion, von der sich auch der Großteil der RTW-produzierenden High-End-Marken wie Prada, Gucci, Chanel und Co. noch nicht gelöst haben, ein wesentlicher Teil der dreckigen, dreckigen Modeindustrie ist. Da man bis heute davon ausgehen kann, dass auch Vivienne Westwood diese herkömmliche Art der Produktion betreibt, die die Textilbranche zum zweit größten Verschmutzer nach der Erdölindustrie gemacht hat und die dafür bekannt ist, Unmengen von Energie und Wasser zu verschwenden, kann man davon ausgehen, dass sie in der Tat sogar mehrere Punkte in ihrer Charter bricht. Und so lange Westwood ihr Modelabel nicht komplett umstrukturiert und akkurate Schilderungen zu der Produktion ihrer Kleidung sowie zur Herkunft ihrer Materialien tätigt, wird keiner ihr Label, welches ihr Aushängeschild und ihr signifikantestes Lebenswerk ist, als umweltfreundlich bezeichnen können.

Was ist denn überhaupt umweltfreundlich an ihrer Mode? Laut Westwood wirken sich die hohen Preise ihrer Kleidung positiv auf das Konsumverhalten aus. Denn hohe Preise hindern Konsumenten daran, in hohen Mengen einzukaufen. Ob das umweltfreundlich genug ist, um sich als Umweltaktivistin auszugeben? Wohl eher kaum.

Vivienne Westwood SS16

Weitere Info:  www.viviennewestwood.com