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Wenige Tage nach dem Tod von Franca Sozzani ist ihre Präsenz und gleichzeitig ihre Abwesenheit immer noch deutlich in der Modewelt zu spüren. Ein Paradoxon, das nur jemand innehaben kann, der einen gewaltigen Einfluss hat. Die Chefredakteurin der italienischen Vogue ist vergangenen Donnerstag im Alter von 66 Jahren in Mailand verstorben.

Die Frau, die 28 Jahre lang an der Spitze des Modemagazins war. Diejenige, die vielen großen Labels zu ihrem heutigen Ruhm verholfen hat und immer für mehr eintrat als nur Mode, was für kontroversen Gesprächsstoff sorgte. Sie thematisierte heikle Themen wie Magerwahn, Schönheitschirurgie und Gleichberechtigung und präsentierte dies jeden Monat neu in der Vogue – ein unorthodoxes Handeln für die richtige Sache, die eine große Lücke hinterlassen wird.

Ihr letzter öffentlicher Auftritt war bei den Fashion Awards am 5. Dezember in der Royal Albert Hall. Dort wurde sie mit dem „Swarovski Award for Positive Change“ geehrt – eine Attitüde, die sie ihr Leben lang begleitet hat. Denn positive Entwicklungen trieben Franca Sozzani an. Sie publizierte eine Vogue-Ausgabe, ausschließlich mit farbigen Models, die „All Black“-Ausgabe, um auf Diversität in der Mode aufmerksam zu machen. Als UN-Botschafterin setzte sie sich auch für die Gleichstellung der Geschlechter und die Bekämpfung von Armut und Hunger ein.
Kontrovers war dagegen ihre Zusammenarbeit mit dem radikalen Fotografen Steven Meisel, dem sie zur Weltkarriere verhalf, oder ihre Entscheidung, eine Modestrecke mit dem Titel „Water & Oil“ zu schaffen, wenige Zeit nach der Explosion einer Ölplattform im Golf von Mexiko. Aber dies spiegelte ihre Philosophie wieder: Je mehr Diskussion, umso besser.

Die italienische Mode bekam durch sie ein neues Sprachrohr, lauter, bunter und verrückter als je zuvor. So gründet sich der Erfolg von Armani, Versace oder Dolce & Gabbana unter anderem auf dem Spürsinn und der kreativen Offenheit der Chefredakteurin. Aber auch kleineren Labels verhalf sie ihr Potenzial auszudehnen, indem sie ein Wirtschaftsförderungsprogramm für junge Designer ins Leben rief.

Zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten der Mode drückten ihr Mitgefühl und ihre Trauer aus, darunter Anna Wintour, Suzy Menkes, Donatella Versace und Tim Blanks.

Ciao Franca, my dearest friend. You will be in my heart forever.

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