Hillary Clinton geht es wie allen Frauen in öffentlichen Ämtern: Wann immer sie die politische Bühne betritt, wird diese zum Laufsteg. Während Angela Merkel solche Stimmen ignoriert und die britische Premierministerin Theresa May erst recht in strassbesetzten Leoparden-Pumps in eine Kabinettssitzung spaziert, nutzt Clinton ihre oft belächelte Vorliebe für Hosenanzüge für den Wahlkampf.

Lange Jahre hatte die Presse wenig Gutes über die Outfits der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu berichten. Ihr Hippie-Stil als junge Frau, die große Brille, das notorische Haarband, matronenhaften Röcke und dann natürlich die Frisur. 2001 verkündete sie in einer Rede vor Universitätsabsolventinnen sogar ironisch: „Euer Haar wird eine wichtige Botschaft aussenden. Darüber, welche Hoffnungen ihr für die Welt habt, welche Hoffnungen und Träume für euer Haar.“

Mittlerweile hat Frau Clinton ihren Stil gefunden. Sie ist die „Lady in Pants„, die Frau im Hosenanzug. Manchmal getragen in einem einzigen farblichen Guss oder als zweifarbiges Ensemble – ohne viel Tamtam. Variationen schafft sie, so weit es diese Outfits erlauben: in der Farbe, der Länge der Jacke, dem Halsabschluss, dem Material.

Doch mit ihren Looks beweist die Kandidatin zunehmend auch, dass Mode mehr bedeutet als Trend und Aussehen. Zur dritten und letzten Präsidentschaftsdebatte erschien Hillary Clinton in einem weißen Hosenanzug aus dem Hause Ralph Lauren. Ein Symbol für die Suffragetten Nordamerikas, die sich vor gut 100 Jahren als erste aktiv für das Wahlrecht der Frauen in den USA einsetzten. Mode dient der Bekleidung, sie kann aber auch kommunizieren. Und das hat Hillary Clinton mit der Selektion ihrer Hosenanzüge getan. Sie hat ein Zeichen für den Kampfgeist der modernen Frauen gesetzt, ganz ohne Worte.

Außerdem repräsentierte sie in den drei Präsidentschaftsdebatten durch die Farbe ihrer Hosenanzüge die Trikolore der US-amerikanischen Flagge. Nach einem roten bei der ersten Debatte und einem blauen bei der zweiten, vervollständigte sie mit dem Weiß das patriotische Motiv.

Um modische Fehltritte in ihrem Wahlkampf zu vermeiden, holte sich Hillary Clinton VOGUE-Chefin Anna Wintour in ihren Beratestab. Wintour ist eine langjährige Unterstützerin der Demokraten. Sie brachte Hillary Clinton, damals noch First Lady, mitten im Lewinsky-Skandal 1993 aufs „Vogue“-Cover.

Hillary Clinton mag keine Mode-Ikone wie manche Schauspielerinnen oder auch die Noch-First Lady Michelle Obama sein, aber sie ist eine Frau, die sich in in ihrem Stil wohlfühlt – als Frau, Politikerin und hoffentlich bald auch als erste Präsidentin der USA.