Kampagne von Maison Margiela

Der Fashion Month für die Saison Frühjahr 2017 ist vorbei und die Trends werden in allen Redaktionen analysiert. Neben den Trendfarben Pink und Gelb, dem Trenchcoat 2.0, sind vor allem auch dekonstruktive Hemden ein aktuelles Faible der Designer gewesen. Dekonstruktivismus, ein Zungenbrecher, den bestimmt nur jeder zweite Modefreak beim ersten Mal richtig aussprechen kann, bedeutet, ein bestehendes Design zu zersplittern und die Bestandteile neu anzuordnen.

Hemden wurden an der Seite aufgeschlitzt, aus zwei verschiedenen Hemden zusammengenäht, Krägen an die Rückenseite gesetzt oder sogar komplett herunter versetzt, eine Schulter entblößend. Das Label Monse hat es vorgemacht, Oscar de la Renta, Carolina Herrera und Alexander Wang zogen nach.

Dass Designer ihre Zehenspitzen in die Welt der Avantgarde tauchen, könnte daran liegen, dass langsam jede Geschichte, jede Jugendkultur und jedes Muster gründlichst durchleuchtet wurde und sich der Blick in Richtung Zukunft richtet – auf ein Design, das futuristisch und schräg erscheint. Aber ist das wirklich neu?

In der Mode betrachtet man Kleidung als avantgardistisch, die sich von vorherrschenden Trends abwendet und deren Designer selbst neue setzen.

Das Modelabel Maison Martin Margiela verschrieb sich seit seiner Gründung der Avantgarde und gibt sich so geheimnisvoll, dass nicht mal die Models Gesicht zeigen dürfen.

Der Belgier Martin Margiela, der das Label 1989 in Paris gründete, machte aus einer abgewandten Verschwiegenheit eine Kunstform und sein stärkstes Kommunikationsmittel. Martin Margiela, der seine Karriere als Assistent des französischen Modemachers Jean Paul Gaultier begann, arbeitete von Anfang an mit gebrauchten Materialien, aus denen er Neues designte. Seine Pelzjacken, zusammengesetzt aus alten Perücken, folgen ebenfalls diesem Konzept.

Nach und nach zog sich der unsichtbare Gründer, heute 55 Jahre alt, zurück und schied 2009 endgültig aus dem Unternehmen aus. Seit 2014 ist der kontroverse John Galliano Chefdesigner bei Maison Margiela. Ein gelungener Ersatz und würdiger Nachfolger, zumal Gallianos provokante, perfekt geschneiderte, als „untragbar“ bezeichnete Mode zur Philosophie des Hauses passt wie keine zweite.

Look von Monse – Spring/ Summer 2017