Boho ist in, das wissen alle. Was wir nun darunter verstehen, ist euch sicher bewusst und bestimmt wisst ihr auch, dass Boho die Kurzform von Bohemian ist. Doch woher kommt dieses Wort eigentlich?

Um das zu verstehen, müssen wir etwas in der Zeit zurückspringen- ins 15. Jahrhundert nach Frankreich. Hier tauchte der Begriff „Bohème“ zum ersten Mal auf. Wie ihr euch denken könnt, ging es den Franzosen nicht darum, einen arty Lifestyle zu betiteln, der sich durch verträumte Mode, Freiheit und Traumfängern definiert. Der Boho-Begriff war damals sozial geprägt, „bohémien“ war schlichtweg ein französischer Begriff für die Roma, welche aus Böhmen stammten. Aber wie das in der Linguistik gerne mal vorkommt, verschwimmen ursprüngliche Bedeutungen oft im Laufe der Geschichte und schließlich kam es dazu, dass man dem Begriff in Frankreich und Deutschland ein negatives Bild anhaftete. So verstand man nun unter dem Wort „Bohème“ ein nicht sittengerechtes, schmutziges Volk, wie unter dem rassistischen Begriff „Zigeuner“.

Interessant ist zudem, dass auch deutsche und österreichische Prostituierte den Namen „Böhminnen“ trugen, als sie im 19. Jahrhundert als „Ware“ in beispielsweise den Orient gehandelt worden sind.

Dass das Wort „Bohème“ mit der eigentlichen ethnologischen Gruppe nichts mehr zu tun hatte, machte selbst Karl Marx noch deutlich: „La bohème“, das war laut Marx das „Lumpenproletariat“. Diese negative Verbindung blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts im Sprachgebrauch haften, allerdings erlebte der Begriff im 18. Jahrhundert eine erneute Wendung. Erstmals wurde der Titel mit Künstlern in Verbindung gebracht, welche ein unbürgerliches Leben führten. Möglich wurde dies durch die Epoche der Romantik, auch wenn einige Schriftsteller der Zeit nur rückwirkend den Namen erhielten. So kann man große deutsche Romantiker wie E.T.A. Hoffmann und Heinrich Heine wohl zu ihnen zählen.

Von dem französischen „Zigeuner“-Begriff bis zum aktuellen Lifestyle-Titel…Schon verrückt, wie sich Sprache wandeln kann. Denken wir heute an Boho, denken wir an ein Leben, das durch Reise, Kunst und Freiheit geprägt ist. Dennoch ist es nur naiv zu denken, dass das „Zigeunerleben“ so ähnlich ablief…Realität ist eher Unterdrückung und Verfolgung, welche ständiges Umherziehen erzwingt. In der Epoche der Romantik findet man die Reiselust, den Drang nach Entfaltung und Kreativität auf sicherlich auch wieder, aber genug davon.

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