Philomena Zanetti zählt zu den erfolgreichsten deutschen Designerinnen und hat uns heute im Me Collectors Room mit einer herausragenden Herbst- und Winterkollektion 2016 regelrecht in den Bann gezogen. Ich kenne ihre älteren Kollektionen sehr gut, da ich schon des Öfteren in meinen Arbeiten als Stylistin Stücke der begabten Designerinnen in diversen Fotostrecken eingebaut habe. Daher muss ich zugeben, dass ich auch vor der heutigen Präsentation, die im Rahmen der Berlin Fashion Week 2016 stattfand, ein Fan von ihr war.
Die heutige Präsentation von Zanetti bestand nicht aus einem einfachen Hin- und Herlaufen der Models auf einem Catwalk, die Kleidungsstücke wurden in einer choreografierten Show vorgeführt. Der Raum war von drei kleinen Erhebungen geprägt, worauf die jeweiligen Models sich abwechselnd verteilten und stehend und eindrucksvoll wie grazile Skulpturen posierten.
Die Kollektion für den Herbst und Winter 16 war durch und durch Zanetti. Klare, gerade Schnitte und sorgfältig ausgesuchte und platzierte Stoffe ziehen sich durch ihre Werke wie ein goldener Faden. Sie tendiert dazu, gedeckte Farben wie Grau, Schwarz, Grün oder Blau zu verwenden, um die gediegene, sanfte Seite der Frau darzustellen. Trotz der gedeckten Farben erscheint ihr Stil alles andere als langweilig. Abwechslungsreiche Schnitte, das Spiel mit dem Volumen und kleine, aber feine Details machen Zanetti zu einer Meisterin des androgynen Minimalismus. Ein weiteres modisches Bonbon offenbart sich in ihren Hemden, die mit lieblichen, kleinen Krägen brillieren. Dazu tragen die Models weite 7/8-Stoffhosen und als gelungener Kontrast derbe Dr. Martens Stiefel. Ich habe mich zudem in die Kimono-ähnlichen Jacken verliebt, die in der Taille zusammengebunden wurden, um den weiblichen Körper zu schmeicheln und etwas Weiblichkeit in die Kollektion zu bringen trotz des eher burschikosen Gesamtbildes. Weiblichkeit wurde aber auch durch den weiten, knielangen Baumwollrock und das lange schwarze Kleid vermittelt, die sehr dezent die weiblichen Kurven hervorheben.
In der Tat erinnert uns ihr Stil an das weltbekannte Label Comme des Garcons, geführt von der renommierten japanischen Designerin Rei Kawakubo, das Erhabenheit und Weiblichkeit aus Androgynität schöpft und so immer und immer wieder beweist, dass Mode eine Form von Kunst ist. Der Ansatz dieses Konzeptes ist auch in Zanettis Kollektion zu entdecken, was vor allem durch das experimentelle Make-up verstärkt wird.
Es ist unglaublich, wie Philomena Zanetti es jedes Mal schafft, mich und ihre wachsende Kundschaft zu begeistern, und ich bin mir sicher, dass sie dies auch in Zukunft tun wird.
