Am 21.01.2015 präsentierte Esther Perbandt ihre Kollektion für Herbst & Winter 15/16 im Zelt der Mercedes-Benz-Fashion Week und sorgte schon damit für die erste Überraschung. Kritiker und Modepublikum sahen eine Kollektion in konsequentem Schwarz, die wie mit einem Paukenschlag durch Komplett-Looks in Senfgelb gekonnt gebrochen wird. Esther Perbandt gestaltet Outfits, die streng sind, fast militärisch und dabei unerhört lässig und klar wirken. Proportional ausgewogen mit Hingabe für Schnittlinien und Details bilden die Entwürfe einen ausgefallenen, aber klaren Rahmen für die Persönlichkeit des Trägers/ der Trägerin.

Der Look bewegt sich zwischen einer raffinierten Dandy-Klassik und rotziger Coolness. Die formale Stringenz ihrer Kleidung reibt sich in dieser Kollektion an den Hüten, die in ihrer kühl-grotesken Übertreibung doppeldeutig ironisch und cool zugleich sind. Sie zeigt eine hoch aufgeworfene Military-Baseball-Kappe und einen riesigen Filzhut im Stil eines Zauberers. Schwere Wollstoffe, Filz, Leder und geölte Baumwollstoffe bestimmen die Kollektion, die mit leichter Bio-Seide und transparenten Materialien gemixt werden.

Aber vielmehr noch als die einzelnen Looks überzeugt der Gesamteindruck der Kollektion. Es ist das Bild von Eigenständigkeit, die nicht behauptet, sondern gelebt wird, die überzeugt – eine kluge und selbstbewusste Kollektion. Esther Perbandt ist ein Label, das all die guten Seiten dieser Stadt auf unverwechselbare und subtile Art und Weise zeigt – sehr Berlin und sehr international. Bereits während der vergangenen Modewochen hat sich die Designerin einen Namen mit ihren anspruchsvollen Inszenierungen gemacht. Von den Kritikern in Sachen Anspruch regelmäßig als Highlight der Fashion Week geadelt, bildete die Jubiläumsshow zum zehnten Geburtstag des Labels in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz bis dahin den künstlerischen Höhepunkt ihrer berührenden und poetischen Inszenierungen.

Grundlegendes Konzept der Show war das Thema „Lesen und Schreiben“:

Das Intro gestaltete der in Berlin lebende französische Künstler Jaybo Monk, ein langjähriger Freund und eine Muse der Designerin in Form einer Performance. Als das Licht herunterfuhr, war der Laufsteg schwarz. Zum Sound von Kreide, die über eine Tafel gleitet, schritt der Künstler mit einer kleinen Tafel-Maske vorm Gesicht, auf der er ununterbrochen schrieb und Geschriebenes mit dem Schwamm wieder wegwischte, den Laufsteg entlang, bis er vor den Fotografen zum Stehen kam. Die dann folgenden ‚Models‘ zogen schwarze Stöcke hinter sich her, an deren Ende Kreide befestigt war und hinterließen damit Spuren und Linien auf dem schwarzen Untergrund. Esther Perbandt schickte auch keine Models im herkömmlichen Sinne über den Laufsteg – für sie liefen Charaktere und Persönlichkeiten mit einer ganz eigenen Ausstrahlung. Schauspieler wie Alexander Scheer, der Anzugdealer Bent Angelo Jensen vom Label Herr Von Eden und Allroundkünstler Friedrich Liechtenstein liehen der Kollektion ihren Körper, ihr Gesicht und Charisma. Eine 60-jährige Frau glitt wie eine Katze über den Laufsteg.

Esther Perbandts Kollektion und das Konzept der Show ist den 7,5 Millionen Analphabeten in Deutschland gewidmet. Sie selbst fühlt sich durch das Lesen eines Buches lebendig. Aus diesem Grund unterstützt sie mit der Kollektion die gemeinnützige Bildungseinrichtung „Kopf, Hand und Fuss“ bei der Entwicklung der ersten App für Analphabeten. Diese App heißt ‚Irmgard‘. Irmgard ist eine reale Person, eine ehemalige Grundschullehrerin, die mit Analphabeten arbeitet und den Inhalt der App erarbeitet hat. Ein Teil des Erlöses ihrer ‚Chalk‘-T-Shirts geht an „Kopf, Hand und Fuss“. 

Bild- und Textquelle: http://estherperbandt.com/