mauretanien

Foto von Joost de Raeymaeker
Bildquelle: http://www.marieclaire.com/

Hey meine Beauties.

Unter sogenannten „Fat Camps“ verstand ich bisher immer Sommercamps, die Teenagern dabei helfen sollen, abzunehmen. In Mauretanien, einem Staat im westlichen Nordafrika, hat dieser Begriff jedoch eine komplett andere Bedeutung. So konträr wie die Bedeutung des „Fat Camps“  ist auch das Schönheitsideal in dem kleinen Staat mit einer Größe des amerikanischen Bundesstaates Texas. Dort gelten üppige Frauen mit Dehnungsstreifen als ungemein sexy und begehrenswert. Dieses Ideal rührt daher, dass besonders dicke Frauen den Anschein erwecken, dass ihre Familie genug Geld hat, um sie trotz der ärmlichen Verhältnisse im Land wohl zu nähren. Deshalb ist es in Mauretanien so wichtig, dass die Frauen schon von klein auf – und anders kann man es nicht nennen – gemästet werden, damit sie, wenn sie ein heiratsfähiges Alter erreicht haben, auch einen Mann finden.

Nun, klingt erst einmal gar nicht so schlimm, wenn man bedenkt, dass die Teenager und Frauen im Westen sich teilweise 3 Mandeln und 1 Stück Sellerie am Tag genehmigen, um dem Size Zero zu entsprechen. Doch die Frauen in Mauretanien sitzen nicht rum, essen Chips und Schokolade, bis sie dick werden. Sie werden in ein Camp geschickt, wo sie systematisch 15.000 – 16.000 Kalorien zu sich nehmen müssen. Der Nachdruck liegt auf dem Wort „müssen“, da sie, wenn sie sich weigern, mit Schlägen und anderen Mitteln bestraft werden. Eine gängige Methode, dem Kind Druck zu machen, ist das Quetschen ihrer Zehen und Finger zwischen zwei Stöckern. Der Tag besteht für das junge Mädchen aus meist 4 Mahlzeiten, die Gallonen von Kamelmilch, Öl und tierischen Fetten beinhalten. 16.000 Kalorien werden täglich in einem Zeitraum von 3 Monaten in die Körper der 7 – 12-jährigen Mädchen gepumpt.

mauretanien 2Bildquelle: http://www.dailymail.co.uk/

Das Schlimmste ist, dass dieses „force feeding“ (zu deutsch: Zwangsmästung) Früchte trägt. Dieses Schönheitsideal ist so tief verankert, dass jede Frau, die fettleibig ist, als wunderschön gilt. Ihr wird von den verschiedensten Männern der Hof gemacht, der soziale Status ist fast genauso hoch wie die Zahl auf der Waage. So zumindest scheint es. Denn viele arme Familien können sich eine professionelle Mästung nicht leisten. Aus diesem Grund greifen sie in den schlimmsten Fällen zu Tierhormonen, die die Töchter in kürzester Zeit mit deutlich geringfügigerer Kalorienzufuhr so fett wie möglich machen. Dass die Tierhormone mehr als nur schädlich sind, ist den Eltern bewusst. Doch Essen ist teuer. Es scheint, dass Frauen in Mauretanien nur dadurch ihre Zukunft sichern können. Wenn nicht in ihre Bildung investiert werden kann, weil es keine Bildungseinrichtungen gibt, dann muss eben in ihre Schönheit investiert werden, damit man sie schnell und jung verheiraten kann.

Was das für physische Konsequenzen hat für die jungen Mädchen, ist zu erahnen. Diabetes bis hin zum Organversagen sind die Folge, aber auch psychische Schäden plagen die Frauen deren Leben lang. Ein gesundes Verhältnis zu Essen werden diese Frauen wohl nie besitzen.

Interessant und durchaus erschreckend, was in den verschiedenen Ecken der Welt als schön betrachtet wird.

Bis zum nächsten Mal,

Lana Hoang

Bild – und Informationsmaterial:
http://www.dailymail.co.uk/femail/article-2364060/ und http://www.marieclaire.com/world-reports/news/forcefeeding-in-mauritania