Die Welt ist nicht perfekt… deswegen gibt es den Künstler. Schon aus den Zeichnungen von Kindern kann man erkennen, womit sie sich auseinandersetzen – ob freudig oder frustrierend und das hört auch nicht auf, wenn sie größer werden. Van Gogh, Casper David Friedrich und Kurt Cobain, all jene Großen haben uns Teil haben lassen an ihren Emotionen, aufbauender oder destruktiver Natur. Doch das Destruktive, das Unangenehme war genauso der Brennstoff für ihre Kunst – der Schmerz.

Umso „abgeschlossener” ein Mensch das Diesseits ansieht, umso heller scheint die Flamme seiner Kunst zu aufzulodern. Sie benötigt einen Katalysator, um sich Ausdruck zu verschaffen, um sich zu präsentieren. In der normalen Welt wird dies durch Erfolg in einem kontinuierlichen Job und im sozialen Leben erreicht, etwas, womit die emotionsstarken Charakteren sicherlich zu kämpfen hätten. Eingekapselt durch mentale Sperren, welche es ihnen unmöglich machen, im „normalen“ Leben Fuß zu fassen, verwirklichen sie sich meist in der Kunst. Schon Da Vinci war zerrissen. Bis heute halten sich zahlreiche Gerüchte um das Leben des allgemeinen Allround-Genies.

Es scheint, dass umso erfolgreicher und beeinflussender ein Künstler in unserer Auffassung gilt, er umso tiefgreifend einschneidende Erfahrungen gemacht haben muss. Und auch wenn wir alle Rockstars und Pinselschwinger um ihren Genius und ihre Inspirationsquellen beneiden, das Feuer, was in ihnen brennt, wird durch ihre Seele am Leben gehalten. Wir glorifizieren die Trauer, durch welche sie schreiten und merken nicht, in welchen Schwierigkeiten sie stecken. Durch uns gestärkt, steigen sie auf bis es ihnen zu viel wird und sie fallen.

Kunst entstand womöglich auch erst durch diesen Schmerz. Eine große Streitfrage bleibt es, warum Menschen den Schritt wagten, sich auszudrücken. Trauer und Kunst scheinen verwoben zu sein und führen wie jede Arterie zum Herzen. Nicht umsonst beendete Van Gogh seinen Abschiedsbrief mit den Worten: „Die Trauer wird ewig anhalten.” Künstler sind zu oft Persönlichkeiten, welche in einer Zwischenwelt zu existieren scheinen: zu selbstverliebt zum Sterben, zu fertig vom Leben.

Das Missverstehen und Ausschlachten gehört seit jeher zur Kunst dazu: die Vermarktung des Seelenschmerzes. Künstlerische Kreativität scheint eine Missgeburt der Natur zu sein, denn sie nützt nichts im täglichen Kampf ums Überleben, der uns evolutionär eingeimpft ist.

Wird durch Trauner und Schmerz die Aussage der Kunst bekräftigt? Immerhin sind Van Goghs verblühte Sonnenblumen als Werk in die Kunstgeschichte eingegangen.

Ist Kunst der Ausdruck einer gequälten Seele?

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Wanderer_%C3%BCber_dem_Nebelmeer