Neulich hatten mein Cousin und ich Hunger und nichts zu Essen im Haus. Er erzählte von dem wunderbaren Pizzalieferanten namens „Rolfs rollende Pizza“, direkt bei ihm um die Ecke. Wir hatten großen Hunger und so bestellten wir mehr als wir essen konnten. Wahrscheinlich genauso, als wenn man hungrig einkaufen geht und Dinge kauft, die man eigentlich nicht braucht.

Und schon bald klingelte es an der Tür. Es war Rolf. Er hatte die Pizza persönlich gebracht. Die Hunde bellten und drehten durch, als sie die Berge von Essen sahen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Wir richteten alles einigermaßen gemütlich her, sodass wir liegend essen konnten und Zugriff auf alles hatten, ohne das Sofa einzusauen.

Mein Cousin liebte diese Pizza und biss ab. Der Käse klumpte und zog Fäden zwischen Mund und Teigrand. Die Salamischeiben, oder auch Plockwurst genannt, fielen aufs Sofa. Wer oder was ist eigentlich diese Plockwurst? Minderwertige Salami, weil für richtige das Geld zu knapp war? Ich schaute mal schnell bei Wikipedia nach. Diese sagen über Plockwurst:

„Plockwurst ist eine meist geräucherte, seltener luftgetrocknete Rohwurst aus grob entsehntem Rindfleisch, fettem Schweinefleisch und Speck.“ Ich lese noch etwas weiter, dass es tatsächlich billiger Salamiersatz sei und sie 10% Bindemittel enthalten dürfe. Zudem zeigt Wikipedia noch ein schönes Bild von einer Plockwurst in Nahaufnahme. Mmh, jetzt schmeckt mir die Pizza doppelt gut! Ich starre auf den Fettfleck, der sich immer noch auf dem Sofa ausbreitet wie einige Tropfen Spülmittel in einer Fettpfanne. Ich beschließe, in Zukunft Plockwurst zu meiden. Die Pizza schmeckte auch sonst mäßig, eher pappig und nach Dosengemüse mit Kondenswasser und immer schwang eine Prise nach billigem Weißweinessig mit.

Ich probierte den angeblich leckeren Kartoffelauflauf, der in einer fertigen Sauce Hollandaise ertrank. Unangenehm. Essen konnte man es. Aber lecker? Auf keinen Fall. Und das Ganze für über 30€. Ich war enttäuscht.

Springen wir jetzt mal zwei Wochen nach vorne. Es ist wieder ein Sonntag und ich bin noch verkatert vom in den Mai Tanzen. Es sind keine Lebensmittel im Haus und ich überlege, Essen zu bestellen. Diesmal allerdings über eine Lieferkette. Ich suche mir ein Restaurant ohne Plockwurst heraus und mit guten Bewertungen. Ich finde einen Griechen, der sich sogar lecker anhört, mit guten Bewertungen – und bestelle.

45 Minuten später klingelt es an meiner Tür. Der Lieferbote ist ziemlich adipös und muss erst mal verschnaufen. Er trägt einen weißen Pullover mit blauer Akropolis drauf und dazu ein passendes Cappi, unter dem fettige Haare hervorstehen. Auf dem Pullover sind einige Flecken zu erkennen. Gelblich sind diese. Ich denke darüber nach, ob es sich um Schweiß oder Fett handelt … oder eventuell beides? Nach Schweiß roch er jedenfalls allemal. Das hatte ich sofort wahrgenommen.

Ich freute mich dennoch aufs Essen und machte es mir auf der Couch gemütlich. Leider war auch das Essen wieder absolut enttäuschend. Es schmeckte alles lieblos, alt und geschmacksneutral. Ich beschloss, lieber wieder selber zu kochen.

Plötzlich klingelte das Handy. Ich bekam eine WhatsApp-Nachricht von einer unbekannten Nummer. Auf dem Foto war eine dicke Frau mit Kopftuch zu erkennen mit einem Kind im Arm.

In schlechtem Deutsch wurde ich gefragt, ob das Essen lecker war. Das fand ich irgendwie süß. Ich dachte, die Frau vom Lieferservice schreibt ihre Kunden via WhatsApp an und erkundigt sich, ob das Essen geschmeckt hatte. Was für ein Service. Trotzdem: Ich blieb ehrlich und sagte, dass es eben nicht lecker war. Sie wollte mir einen Wein vorbeibringen – nach der Arbeit um 22:00 Uhr!

Dann fragte sie, wie alt ich bin. Das irritierte mich irgendwie und ich fragte genauer nach, ob sie denn das auf dem Foto sei. Es stellte sich heraus, dass Sie ein Er war und, dass auf dem Foto seine Schwester und seine Tochter zu sehen waren. Er war der Lieferant mit den Fettflecken!

Ich blockierte ihn schnell und schrieb, dass ich kein Interesse an einer Flasche Wein oder ihm hätte. Jetzt war nicht nur das Essen schlecht, sondern man wurde noch privat vom Lieferanten belästigt. Der hätte tatsächlich um 22:00 Uhr mit einer Flasche Wein vor mir gestanden. Das finde ich unglaublich. Die Geschichte ist allerdings genauso passiert! Ich werde jetzt erst mal nichts mehr bestellen.

Allen anderen wünsche ich einen guten Appetit!

Und wer die Plockwurst gern in Nahaufnahme sehen möchte: Hier ist der Link:

Bildquelle und Zitat: http://de.wikipedia.org/wiki/Plockwurst