Es ist noch gar nicht so lange her, als DER Morricone, Ennio Morricone die schönsten Meisterwerke seines Lebenswerks zum Besten gab. Mh, „zum Besten gab“, das klingt so, als hätte er in illustrer Runde ein wenig musiziert, für Speis und Trank! Ich versuche es lieber so: „Zu den Leuten zu gehören, die den 85-jährigen, italienischen Komponisten, Dirigenten und das musikalische Ausnahmetalent live spielen gehört haben, erfüllt mich mit unsagbarem Stolz und Freude“.

Mr. Morricone hat mit seinen Soundtracks für die musikalische Untermalung von sage und schreibe über 500 Filmen gesorgt. Besonders durch Filme wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“ verbindet man den Großmeister der Filmmusik auf ewig mit dem italo angehauchten Western.

Als ich damals auf den Soundtrack „The ecstasy of gold“ stieß, war es um mich geschehen. Das Epochale, die gesteigerte Dramatik, das Impulsive, und diese Stimme! „The Ecstasy“ stieg in mir auf und ich fühlte mein Blut mit jedem Paukenschlag pulsieren.

Mit „My Life in Music“ erlebte ich am Dienstag, den 11.01., ein herrliches Event in der O2 World. Es begann mit einer etwa 10-minutigen Dokumentation mit und über Ennio Morricone und über das, was ihm die Musik bedeutet – in Originalsprache versteht sich.

Dann Dunkelheit, Stille, Spannung lag in der Luft – und es begann: „Die Unbestechlichen“, begleitet von Beifall, aus dem gleichnamigen Film, gefolgt von einer musikalischen Trilogie aus dem Film „Es war einmal in Amerika“, Soundtracks aus dem Film „The Legend of 1900“ und „H2S“. Auch jazzige, swingende Themes wie „The Circle of Love“ oder „Der Clan der Sizilianer“ sorgen einerseits für Ohrwürmer, anderseits für Gänsehaut. So reihen sich Melodien über Melodien aneinander, die ich in vernebelter, zugehörigkeitsloser Erinnerung trage.

Die Menschen waren emotional auf- und losgelöst, ich übrigens auch. Die Stimmen des über 60 Mann starken Chores ließen Ohr und Brustkorb vibrieren. Augen, Mund und Ohren versuchte ich möglichst weit offen zu halten, um die Schwingungen des Orchesters einzufangen. In Intervallen von etwa 20min. blendeten die Strahler an der Decke seicht auf, das Zeichen für das Publikum: Jetzt dürfen wir klatschen. Dazu muss ich sagen, Ennio Morricone ist ein verdammter Rockstar, wenn es um Orchestermusik geht. Dem Publikum bedarf es keines Zeichens! Irgendwo in den Rängen über mir erschallte eine robuste Männerstimme: „You´re the fucking greatest!!!!!!“. Und verdammt, er ist der fucking greatest!

So etwas habe ich noch nie erlebt: Gepfeife, tosende Beifälle, Zugaben bis zum Gehtnichtmehr und bei jedem dieser Intervalle Standing Ovation. Nur mal so, das Konzert ging zweieinhalb Stunden.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, ich schließe mich an: „You´re the fucking greatest!“

Bildquelle: http://www.o2world-berlin.de/