„Die Leidenschaften, über deren Ursprung wir uns selbst täuschen, beherrschen uns gerade am heftigsten“.
Erschienen im Jahre 1890, gilt es als prominentestes Werk des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Das seinerzeit als anrüchig und untugendhaft eingestufte Werk war auch der Auslöser für die Unzuchtprozesse gegen Wilde.
Das Buch handelt vom schönen und reichen Dorian Gray, der einen schrecklichen Pakt eingeht, um nicht dem körperlichen Verfall zu erliegen. Stattdessen alter sein Abbild, das auf einem malerischen Portrait festgehalten wurde. Doch umso schöner und jugendlicher er bleibt, umso schwarzer, boshafter und verrotteter mutiert sein Charakter und das Antlitz auf dem Bildnis. Er leckt das Blut der Welt und wird maßloser und genusssüchtiger und bald ist ihm kaum noch etwas gut genug. Samt, Seide, Gold, Diamanten und Smaragde, die Frauen und die Lust…nichts von all dem vermag seine Gier nach Schönem noch zu stillen. Getrieben von seinem schwarzen, kalten Herz stürzt er andere Menschen anscheinend nur so aus Spaß in den Ruin. Menschen interessieren in nicht, außer als Spielball seiner Lust und Intrigen.
Der Roman zieht in den Bann aufgrund seiner ausgezeichneten Dialoge, die zwischen Dorian und anderen Hauptcharakteren geführt werden und meist von der Schönheit des Verdorbenen, der Genüsse, Sünden sowie Reize handeln, aber auch vom Genius und was wohl wichtiger wäre: gesunder Körper oder gesunder Geist? Oberflächlichkeiten und die Perfektion des eigentlich sinnlos aufgesetzten Erscheinungsbildes haben hier oberste Priorität und ebenso deren schattenhafte Spiegelbilder des Verdorbenen.
Auch wenn der Roman anfangs ein wenig schwer zu lesen scheint, für den einen oder anderen ist es absolut lesenswert, denn er bietet einen tiefen Einblick in den Balance-Akt und die Abgründe der menschlichen Seele. Er glorifiziert Hedonismus und obwohl er ein solches Scheusal ist, wünscht man sich doch, einen Splitter der Schönheit und des finsteren Genies des Dorian Gray in sich zu tragen.
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