Die Rolle von Frauen in der Videospielszene ist seit einigen Jahren ein großes Thema. Das Sujet der Jungfrau in Nöten oder auch Damsel in Distress ist ein Stereotyp, der wie in Romanen und in Filmen auch in Videospiel-Storylines seinen Einzug gefunden hat. Mario hüpft los, um Peach aus Bowsers fängen zu befreien um sich als Belohnung ein Küsschen abzuholen. Link beginnt seine Reise nicht nur, um das Land Hyrule, sondern auch deren Prinzessin Zelda zu retten.

Starke, selbstbestimmte Frauen sucht man in vielen Games vergeblich. Wenn doch, spiegelt sich die sexistische Überzeichnung von weiblichen Charakteren oft in Rollen wie der großbusigen Tomb-RaiderHeldin Lara Croft wieder.

Die umstrittene Medienkritikerin und Videobloggerin Anita Sarkeesian heizte die Diskussion unter dem Banner des Feminismus 2011 neu an. Für ihre polarisierende Webvideoserie Tropes Vs. Women erhielt sie viel Zuspruch, sah sich aber auch einer Menge Anfeindungen ausgesetzt. Diese beinhalteten neben sachlicher Kritik ihrer Darstellungen leider auch Beleidigungen, Gewaltandrohungen und sexuelle Belästigung in vielen Online-Foren.

 

Frau Sarkeesian ist nicht die einzige, die unter Sexismus in der Szene zu leiden hatt. Oftmals haben Frauen mit dem Vorurteil der spielerischen Unfähigkeit zu kämpfen und werden wie Gamer zweiter Klasse behandelt. Auch klagen viele Spielerinnen über Beleidigungen und sexuelle Belästigungen in Chats und Gaming-Foren.

Allerdings gibt es auch Individueen, die voll dem Archetyp des “Gold-digger” entsprechen, und versuchen, mit Charme und weiblichen Reizen nicht nur spielerische, sondern teilweise auch realle Vorteile zu erhalten. Auf der Videospiel-Streaming-Platform Twitch.tv kann man häufig Streamerinnen finden, welche mit großem Webcam-Bild und weitem Ausschnitt auf Viewerfang gehen.

Vorallem in der Kategorie des weit verbreiteten Freetoplay-Online-Spiels League of Legends versuchen viele durch Spenden der Zuschauer und Werbeeinnahmen ihren finanziellen Status aufzubessern. Großes Aufsehen erlangte diesbezüglich die Streamerin Zoie Burgher. Wegen eines Verstoßes gegen die Kleiderordnung von Twitch.tv wurde ihr Kanal dort gesperrt und sie wechselte dann zu Youtube. Und gehörte dort zu den meist geschauten Streamern der Platform. Sex still sells. Das kann man kritiseren oder auch gut finden. Fakt ist: Zoie Burgher hat damit ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt. Das kann keiner bestreiten. Und eigentlich sollte es ihre Entscheidung allein und uns egal sein, wie sie online durch Views ihr Täglich Brot verdient.

 

 

Ihren traurigen bisherigen Höhepunkt hatte die Diskussion mit der 2014 aufkeimenden als Gamergate bezeichneten virtuellen Schlammschlacht, bei welcher es sich um eine undurchsichtige Vermengung von Debatten über die Situation von Frauen in der Gaming-Szene und journalistischer Ethik handelte. Sowohl fanatische Feministen wie auch chauvinistische Spätpubertäre warfen Online kein gutes Bild auf die Menschheit im allgemeinen.

Bleibt zu hoffen, dass solche Dikussionen in Zukunft sachlicher und differenzierter geführt werden, nicht geleitet durch Vorurteile und Ignoranz, mit dem nötigen Respekt für das Gegenüber. Und natürlich hoffen wir auch auf viele tolle neue Videospielstorylines mit abwechslungsreichen und vielschichtigen männlichen und weiblichen Charakteren, Hunden, Katzen, Orcs, Elfen, Zwergen, Gnomen, Aliens, Geistern, Pilzen, Riesenschildkröten und mehr.