Das Einbinden von Füßen war eine verbreitete Tradition in China und hielt sich über mehr als 1000 Jahre. Zunächst unter den Reichen verbreitet, hat sie schon bald den Rest der Nation erreicht. Jungen Mädchen wurden die Zehen nach unten gedrückt und so fest zugebunden, bis sie sie dann in ihre klitzekleinen Schuhe zwängen konnten. Nach einer Weile war die Knochenstruktur gebrochen, was unglaubliche Schmerzen hervorruf. Tatsächlich glaubte man, dass Frauen mit kleinen Füßen besser verheiratet werden konnten.

Warum wirkten die sogenannten Lotusfüße auf Männer attraktiv? Seit jeher galten Jugendlichkeit oder gar Kindlichkeit und Jungfräulichkeit in China als unsagbar attraktiv. Kleine Füße strahlten daher genau diese Attribute aus. Im frühmittelalterlichen China war das Idealbild einer Frau zudem von Unterwürfigkeit geprägt, als deren Symbol nun Lotusfüße das Schicksal vieler junger und vor allem wohlständiger Mädchen bestimmte. Denn wer sich dieser grausamen Prozedur unterzog, war von da an kaum noch in der Lage, zu arbeiten und sich im Alltag ohne Hilfe zu versorgen. Aus diesem Grund waren Lotusfüße auch oft ein Zeichen von Wohlstand, weshalb dieser Brauch Jahrhunderte das Idealbild der Frau in China formte.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Tradition der Lotusfüße verboten, auch wenn viele Frauen es noch weiterhin heimlich praktizierten. Heutzutage erweckt das Bild einer Frau mit Lotusfüßen Empörung und Entrüstung, zumal das Einbinden der Füße einer Verstümmelung gleicht.

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