Wenn man als Au Pair ins Ausland geht, macht man sich schon im Vorfeld Gedanken, wie es werden könnte. Wie einfach oder wie schwer der Alltag, oder wie man wohl die neuen Situationen lösen wird, die auf einen zukommen. Aber egal wie gut man vorbereitet ist oder wie viel Erfahrung man mitbringt, im Endeffekt kommt es immer anders, als man denkt. Wäre ja sonst auch viel zu einfach und wie könnte man es auch anders erwarten, genau so lief das auch bei mir. Unterbrecht mich, wenn ich falsch liege, aber erwartet oder erhofft wird doch oftmals das man viel Spaß hat, einiges Nützliches für das Leben lernt, sowie das man seine Sprachkenntnisse verbessert und man mit der Gastfamilie gut klar kommt. Das man quasi ein gutes Leben führt, ohne viel dafür zu tun. Um ganz ehrlich zu sein waren meine Ambitionen ein Au Pair Jahr zu machen diese, dass ich einfach nur keinen Studienplatz bekam und ich nichts anderes zu tun hatte. Also wieso dann nicht ins Ausland, immerhin besser als Jobben zu gehen und so tut man wenigstens was Sinnvolles, was man auch in den Lebenslauf schreiben kann. Wie viel Sinn in dem steckt, was ich hier manchmal mache bezweifel ich auch an manchen Tagen, aber das sei mal nun dahingestellt. Ich verfahre ja oft nach dem Motto, keine Erwartungen = keine Enttäuschungen und das hat in meinem Fall prima gepasst. Was soll man auch von etwas erwarten, von dem man keine Ahnung hat, quasi Kindern und mit fremden zusammen leben. Kann doch auch ganz lustig werden. Hehe FALSCH! Anscheinend ist das Wörtchen “kann” nur eine wahrscheinlich geringe Option.

Das würden mir einige Au Pairs sofort bestätigen, die ich hier kennen gelernt habe. Nun ja, alles Gute hat auch sein Schlechtes. Schließlich würde man das Gute ja sonst nicht erkennen. Jede Au Pair Stelle ist unterschiedlich. Es fängt schon damit an in welchem Stadtteil die Familie wohnt, wie viele Kinder sie haben, wie alt die Kinder sind, was die täglichen Aufgaben als Au Pair sind, wie deine Einstellung ist und aus welcher Kultur die Familie kommt. Viele, viele Dinge, aber eigentlich gar nicht zu kompliziert. Das Problem liegt eigentlich ganz wo anders. Nämlich das man keine Erwartungen oder zu viele hat und seine neue Au Pair Familie viel zu schnell auswählt, ohne wirklich drüber nachzudenken. Einfach aus Angst, sonst keine andere Familie abzubekommen. Ca. 30% aller Au Pairs wechseln die Familie innerhalb ihres Aufenthaltes, was auch gar nicht so schlimm ist. Schließlich ist es eine Erfahrung die man hier macht und wenn man unglücklich ist, sollte man etwas ändern. Es ansprechen und wen das nicht hilft wechseln. Klare Nummer! Läuft ja in einer Partnerschaft oder im Berufsleben nicht anders. Ja auch ich handelte zu schnell, ganz ohne Grund. Ich wollte im Oktober spätestens weg sein, aber wozu die Eile? Ich hatte nur Glück das wenigstens meine Au Pair Familie sorgfältig ausgewählt hat. Aber wer denkt das Au Pairs nur Babysitten und Windeln wechseln, hat sowas von keine Ahnung! Es ist viel mehr als das. Jedes Au Pair hat andere Aufgaben und andere Arbeitszeiten. Alles läuft individuell. Man ist quasi der Assistent der Eltern und macht das, wozu die Eltern keine Zeit oder auch manchmal keine Lust haben. Man eskortiert die kleinen in die Kita oder die Schule und holt sie später wieder ab, die großen gehen meist allein. Ja es gibt auch große Kinder die Au Pairs haben. Meist um eine Sprache zu lernen oder die zweite Muttersprache auch mit anderen sprechen zu können als mit nur einem Elternteil oder um sich um den Haushalt und das Essen zu kümmern.

Wie gesagt, die Aufgaben sind individuell. So ein Au Pair mit großen Kindern wäre ich gern, aber leider hab ich zwei vier jährige Prinzessinnen, die sich auch gern mal so aufführen. Ein Glück bin ich dann nicht allein, denn wir sind zwei Au Pairs. Sowas gibt es auch und nein, die Eltern sind nicht reich, nur einfach selten zu Hause und das zieht viele andere Probleme mit sich. Viele Diskusionen darüber wo auf der Welt die Mama grade ist um zu arbeiten oder warum sie immer auf Geschäftsreise muss. Man merkt sehr das es für die Kinder schlecht ist und da wären auch 5 Au Pairs nicht genug, denn sie sind nicht die Mama. Auch das ist ein Grund, warum viele Familien ein Au Pair brauchen, weil ein oder beide Elternteile viel arbeiten oder unterwegs sind. Als Au Pair hat man also viel Verantwortung und das ist einem meist nicht mal bewusst. Man formt die Zukunft eines Kindes mit und muss aufpassen was man sagt, anzieht oder generell macht. Jede Aktion zieht ungeahnte Reaktionen nach sich. Manchmal ein riesen Theater wegen einem falschen Wort. Oh ja, Kinder vergessen zwar viel und jeder Tag beginnt neu, aber solche Sachen bleiben dann im Gedächtnis. Aber auch das wird dann irgendwann vergessen. Mittendrin im Leben von fremden Menschen macht einen schon mal irre, weil man seine Meinung vielleicht nicht äußern darf oder diese anderen einfach scheiß egal ist. Man wird ja nicht für seine Meinung sonder für seine Hilfe bezahlt. Klingt scheiße aber man will ja auch nicht das sich jemand anderes in sein eigenes Leben einmischt! Kann man also gut nachvollziehen.Ich arbeite um die 5 – 6 Stunden am Tag, in den Schulferien mehr und an manchen Tagen weniger wenn die Eltern beide zuhause sind. Bei mir ist eine Stundenanzahl in der Woche festgeschrieben,ie ich arbeiten soll . Bei anderen Au Pairs nicht. Sie müssen immer spontan arbeiten oder ihre Arbeitszeiten ändern sich von Woche zu Woche, weil die Eltern in Schichten arbeiten. Da ist so ziemlich alles möglich. Ich kenne einen Au Pair Jungen, der nur 15h in der Woche Arbeitet. Seine Au Pair Kinder sind 12 und 15 und seine Aufgaben sind es mit ihnen auf Deutsch zu sprechen, dafür zu sorgen das die Jungs ihre Hausaufgaben machen, gewaschene Wäsche haben, genug und gesund essen und nicht zu lange vor dem PC sitzen.  Manchmal muss er die beiden auch am Wochenende betreuen, aber das ist doch wohl ein mega Job, oder? Ich muss aufpassen das sich die Kinder die Nase putzen oder sie daran erinnern auf’s Klo zu gehen. Da bin ich schon neidisch auf meinen Kumpel, denn er kann mit den Kinder quatschen und weg gehen und ich will’s erst gar nicht versuchen.

Die Ausflüge in den Park neben an sind manchmal schon Stress pur!! Und reden ist auch so eine Sache. Jedenfalls sind es keine ernsten Gespräche. Oft geht es um Prinzessinnen oder die Figuren aus dem Film Frozen und davon hab ich mal gar keine Ahnung und war ich auch noch nie interessiert dran. Also ist das schwierig für mich. Am Wochenende hat man meistens frei und genießt die Zeit draußen in der Stadt, das feiern und trinken. Leute treffen, andere “Erwachsene” ist das oberste Ziel am Wochenende. Man muss schließlich die Woche irgendwie hinter sich lassen und Kraft für die neue tanken!! Manchmal macht London da einem einen Strich durch die Rechnung, denn mit dem bisschen Au Pair Taschengeld kann man sich nicht mal einen Tisch in einem Club reservieren, ohne danach wieder pleite zu sein. Man muss schon gute Ecken und Plätze finden. Am besten kennt man einen Einheimischen, aber das ist oft schwer genug überhaut Leute kennen zu lernen und dann auch noch echte Briten, die mit dir die Stadt erkunden. Meistens haben die genug davon und brauchen nur einen Sprachlernpartner. Aber man kann ja was arrangieren. Ich habe einige Sprach-Lernpartner. Dadurch, dass ich hier nicht in eine Schule gehe, weil das auch viel zu teuer ist, treffe ich mich ab und zu mit anderen die Deutsch lernen wollen. Das hilft sehr viel meine Sprachkenntnisse zu verbessern, auch wenn der Anfang manchmal etwas schwierig ist. Man sollte seine Freizeit hier schon Sinnvoll nutzen, denn man lebt nur einmal und die meisten Au Pairs gehen schließlich wegen der Sprache oder dem Land ins Ausland und nicht, weil sie sich denken wie geil das wohl werden könnte auf fremde Kinder aufzupassen. Ehrlich, die sind dann bekloppt! Ich kann jedem der eine Sprache lernen will und ein paar Monate frei hat nur raten ein Au Pair Jahr oder einige Monate zu machen. Denn auch die kleinen Kinder können einem unwahrscheinlich viel dabei helfen eine Sprache zu lernen. Außerdem lernt man viel über sich selbst und entwickelt ungeahnte Fähigkeiten und Interessen wie z.B. Kochen oder wie man richtig bügelt. Man lernt was und nimmt eine Menge Erfahrungen mit für das eigene Leben und das ist generell immer besser, als zu Hause rumsitzen und zu warten bis man einen neuen Job hat! Ein Au Pair Platz zu finden ist auch gar nicht so schwer und muss auch nichts kosten. Heutzutage gibt es dank dem Internet genügend Möglichkeiten eine Familie zu finden. Also los geht’s und rein ins neue Abenteuer. Was gibt es schon zu verlieren, mal abgesehen von der Geduld?? Unter  Readthetrieb_uk könnt ihr bei Instagram verfolgen, was man als Au Pair alles sehen und erleben kann. Schaut mal vorbei.

Bildquelle: http://www.svt.se/cachable_image/1418910994000/au-pair-i-london/article2557176.svt/ALTERNATES/extralarge/aupairilondon-jpg