„Ich wurde ohne Genitalien und Augen geboren…“
Das Jahr 1990 – Eine ganze Stadt ist in Schrecken, eine Bestie geht um. Ganz Rostow fürchtet sich vor ihr. Keiner weiß, wie sie aussieht, keiner weiß, wann sie zuschlägt, man weiß nur, dass sie es tut und dass es schrecklich wird. Über die letzten zwölf Jahre hinweg hat sie es immer wieder getan. Sie hat Frauen und Kinder getötet. Die Zahl ihrer Opfer liegt bei 56.
Die Behörden schaffen es nicht mehr, all das zu verheimlichen. Sie überlegen sogar, ganz Rostow zu entvölkern und die Bewohner auf andere Städte zu verteilen, doch dann würde die Bestie ja auch nur mitwandern…
Es wurde sogar schon ein Mann gefasst, den man für den Ripper hielt und obwohl die Beweislage unsicher war und er immer noch seine Unschuld beteuerte, richtete man ihn hin – ein Bauernopfer. Doch er war der Falsche, denn kurz darauf schlug die Bestie wieder zu. Doch dann gelingt der Polizei das, was alle für unmöglich hielten: Sie fassen die Bestie und sie sind erstaunt. Es ist ein kleiner, alter Mann mit dicker Brille und schwacher Stimme. Zwei Mal schon wurde er gefasst, doch aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Bei den Verhören blickt er zu Boden, war beschämt, flüstert fast nur sein Geständnis. Wer ist dieser Mann, warum tat er solch schreckliche Dinge?
Seine Biographie
Andrei Romanowitsch Tschikatilo wurde am 16. Oktober 1936 in Jablotschnaja geboren. Sein älterer Bruder wurde während des Holodomor von der hungernden Dorfbevölkerung gegessen, sein Vater wurde während des Krieges von Deutschen gefangen genommen und nach dem Krieg als Deserteur in den Gulag gesteckt.
Er war ein schwächliches Kind mit starker Sehschwäche und bis zu seinem zwölften Lebensjahr Bettnässer. Andere Kinder hänselten ihn, ohne dass er sich zur Wehr setzen konnte. Mit der Pubertät stellte er fest, dass er nahezu impotent war. Seine Reiz- und Erregungsschwelle war derart hoch, dass für ihn normaler Verkehr fast unmöglich war.
Um den Verlust seines Vaters auszugleichen, versuchte er, seinem Land so gut wie möglich zu dienen. Ein Studienplatz für Rechtswissenschaften wurde ihm als Sohn eines Deserteurs jedoch verweigert. Später, als er einen Studienplatz erhielt, trat er auch der sowjetischen Partei KPdSU bei und ließ sich als Spitzel der Polizei anwerben. Zudem schrieb er patriotische und propagandistische Artikel für Zeitungen.
Nach dem Studium und dem folgenden Militärdienst zog er ins Rostower Umland und nahm eine Stelle als Lehrer in Rostow an. Hier erlangte er jedoch aufgrund seiner Statur bei den Schülern keinen Respekt. Er musste mehrmals die Schule wechseln, doch immer wieder kam es zu Spott und Hänselei.
Er kaufte sich eine kleine Hütte außerhalb der Stadt im Wald, wo er sich mit Prostituierten einließ, da ihm seine Frau keine Befriedigung geben konnte – und nun fing auch bald das Morden an.
Seine Vergehen
1978 – Nachdem er von Schülern geschlagen wurde, kaufte er sich ein Klappmesser, seine erste Mordwaffe. Er war auf dem Weg zu seinem Häuschen, um sich abzureagieren. Er kaufte sich Alkohol. Auf dem Weg traf er ein 9-jähriges Mädchen, das er mitnahm, missbrauchte und tötete. Danach warf er sie in einen naheliegenden Fluss. Hierfür wurde er zwar mehrmals von der Polizei befragt, doch konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden.
Der nächste Mord sollte erst 1981 geschehen.
Doch nun tötete er fast monatlich mindestens eine Person, bevorzugt junge Mädchen und Frauen. Ihre Todesangst reizte ihn. Es war seine Ersatzbefriedigung. Aber auch kleine Jungen fielen ihm zum Opfer, insgesamt tötete er nach eigenen Angaben 56 Menschen. Die meisten in Rostow, doch auch auf seinen Dienstreisen ins Umland, nach Russland oder Usbekistan, beging er Morde. Als 1990 eher durch einen Zufall die Handschellen klickten, war das Urteil schon vor der Gerichtsverhandlung klar.
Er wurde zu einer mehrfachen Todesstrafe verurteilt, welche am 14. Februar 1994 durch aufgesetzten Genickschuss vollzogen wurde. Gerüchte besagen, der Henker nahm es mit dem Zielen nicht ganz so genau.
Bild- und Informationsquelle: http://www.campaign-for-musical-destruction.de/artikel.serienm%F6rder7.htm