Die Pariser Fashion Week erstrahlt im Glanze des Feminismus, denn kaum zuvor gab es so viele Debütantinnen, deren Kollektion so sehr erwartet wurden, wie von ihnen. Neben Bouchra Jarrar, die im März in die Fußstapfen von Alber Elbaz für Lanvin trat, lag der zweite Fokus auf das Traditionshaus Dior, wo die italienische Designerin Maria Grazia Chiuri nun ihre erste Kollektion zur Schau stellt.
Ihre Reputation hat Maria Grazia 17 Jahre lang bei Valentino erarbeitet, wo sie von Valentino Garavani selbst gelernt hat. Mit ihrem Designpartner Pierpaolo Piccioli frischte sie das angestaubte Image des italienischen Labels wieder auf, unter anderem mit den „Rockstuds„, die zum Verkaufsschlager wurden.
In diesem Sommer wechselte sie zum französischen Couturehaus Dior, nachdem der ehemalige Chefdesigner Raf Simons überraschend die Zusammenarbeit beendete. Sie ist die erste Frau auf dem Posten der Chefdesignerin und somit auch Nachfolgerin von großen Namen wie Christian Dior selbst, Yves Saint-Laurent und John Galliano.
Stilistisch war Maria Grazia Chiuri die perfekte Wahl für das französische Traditionshaus, denn ihr charaktervoller Feminismus steht im Einklang mit der romantisch-poetischen Vorstellung der Dior-Frau. Ihr Design ist oft inspiriert durch poetische Geschichten und Gedanken, ähnlich der Haute Couture Kollektion im Herbst 2016 für Valentino, die sich an Shakespeares Werke anlehnte.
Ihre Debütkollektion für Dior hingegen ist inspiriert vom typischen Fechtanzug, denn für die starke Italienerin ist Fechten eine Disziplin, wo Körper, Geist und Verstand vereinigt werden. Die Uniform ist identisch mit der männlichen Version, allerdings wird sie an den weiblichen Körper angepasst. Es ist eine Liebeserklärung an die Frau und an die Emanzipation, denn sie unterstreicht die Vielfältigkeit der weiblichen Krone der Schöpfung, gleichzeitig überschreitet sie aber auch die Grenze zwischen feminin und maskulin. Die Farben der Kollektion, Weiß und Schwarz sowie die klare und reine Schnitttechnik lassen erahnen, wohin die neue Kreativdirektorin Dior führt.
Neben zurückhaltenden Minikleidern, die an der Seite mit markanten Lederriemen geschnürt werden, hat die neue Chefdesignerin auch ihre persönlichen Statements einfließen lassen: Einfache weiße T-Shirts mit dem Satz „We should all be feminists“ werden mit romantischen, langen Tüllröcken kombiniert.
In den insgesamt 64 Silhouetten sieht man, dass sich Maria Grazia Chiuri durch die alten Dior Archive gewühlt und auch etwas Valentino-Touch mitgebracht hat: Neben dem New Look und den Dior-typischen Hüten verblüfft ihr Debüt Werk bei Dior mit ein paar Farbklecksen in Form von zwei schwingenden, weiten Kleidern, die im kräftigen Valentino-Rot erstrahlen. Eine Hommage an ihren alten Mentor und gleichzeitig ein Willkommensgruß an ihren Neuen.
Weitere Infos auf www.dior.com