So ihr Lieben,

ich möchte euch meinen Kiez vorstellen: den Wedding. Manche nennen ihn auch den wilden Wedding. Ja – und auch das kann er sein, der Gute. Ich bin vor einiger Zeit hierher gezogen, auf der Suche nach noch bezahlbarem Wohnraum. Mittlerweile zieht man hier auch die Mieten an.
Der Herr Steinbrück ist hierher gezogen und man munkelt, dass sie kommen – bald…Die Hipster und die Schwaben. Viele Häuser werden darauf vorbereitet, die Fassaden gestrichen, die Fenster eingebaut. Um mich herum hat es den Anschein, als werden die Häuser gepimpt.
Man macht auf vornehm, statt auf Graffitifassaden und tiefe Risse im Gemäuer der Jugendstilvillen.

Nicht mein Haus. Ich wohne im Hinterhaus, Altbau, 5. Stock, ohne Balkon. Ich höre meine Nachbarn auch nicht nur husten. Aber, so ist es eben. Im Hausflur riecht es manchmal frisch gebohnert, aber eben auch mal nach Urin oder Erbrochenem. Die meisten Bewohner öffnen ihre Briefkästen.
Berge von Werbung liegen direkt auf dem Boden und ich muss drüber steigen, um ins Hinterhaus zu gelangen. Ich versuche auch nicht in die Spucke meiner Nachbarn und deren Besucher zu treten, mit der diese die Treppen markieren. Apropos Nachbarn und Besucher…Ich weiß nicht, wer in meinem Haus wohnt. Es scheinen immer andere Menschen zu sein und es sind viele.

Und oben…da wohne ich. Und ehrlich gesagt, ich liebe meine Wohnung. Und wisst ihr, was noch schön ist? Hier kann ich sein, wie ich bin. Es ist egal, ob ich mein Party Dress und High Heels trage oder im Gammellook und Crocks schnell nochmal ´ne Runde mit dem Hund drehe. Besuch oder mal Musik nach Mitternacht? Hier kein Problem. Frau Müller aus dem 3. Stock regt sich garantiert nicht darüber auf, dass nachts die Waschmaschine läuft.  Auch wenn man es nicht glaubt, ich habe meine Ruhe hier – und das mag ich. Und wenn doch mal ‚was sein sollte, sage ich Murat aus dem 3. Bescheid. Der hat auch starke Brüder…

wedding

Bildquelle: Readthetrieb