Woodstock lockt die jungen Europäer wie Motten das Licht. Und so zog es auch mich in seinen Bann. Gereift mit der Erfahrung vergangener Festivals, die ich verlebte, wusste ich es diesmal besser … dachte ich zumindest. Dieses Mal kampierte ich ein wenig außerhalb, um mich vor allzu vielen und allzu lauten Nachbarn zu schützen. Aber der Plan ging nicht ganz so auf wie gedacht. Denn inspiriert von meinem Beispiel, gesellten sich noch ein paar andere Festival-Besucher hinzu, die mir mein Einsiedlerdasein nicht gönnen wollten und dies auch laut feierten. Leute, im Ernst: Ich hatte ein polnisches Underground-Dupstep-Zelt genau neben mir – mit Discokugel und Lichtmaschine…

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Aber man ist ja sowieso nicht zum Schlafen auf einem Festival. Aber auch die Menschen sind es wert, an einen solchen Ort zu fahren, an dem die Anarchie regiert. Neben den Hare Krishnas und katholischen Priestern, welche allesamt meine Seele vor dem Abgrund der Hölle bewahren wollten, sah ich haufenweise Free Huggers, Typen mit Pferdemasken sowie Kerle und Mädels, die sich in Farbe gewälzt haben und – der Hammer – ein Typ in Ritterrüstung; einer echten.

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Doch auch der Durchschnittsbesucher hat etwas zu bieten, was unter das Thema Körperkunst fällt: Tattoos, egal wie ausgelutscht oder schlecht. Ich habe noch nie so viele schlechte Tattoos auf einen Haufen gesehen.

Während ich die meisten der Bands nicht kannte aber dennoch ganz gut fand, gab es ein Konzert auf, auf welches ich mich die gesamte Zeit freute: Manu Chao! Wirklich, er war der Grund, warum ich erst mit dem überfüllten Zug aus Lichtenberg, in welchen es keine demokratischen Regeln gab, nach Küstrin fuhr. Er und seine Band waren jede der sternenklaren Nächte wert, in welchen ich von 10.000 Mücken zerstochen wurde.

Und dann war es soweit – Samstag – pünktlich 00:00 Uhr auf der Hauptbühne.

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Da war er. Und obwohl er schon etwas in die Jahre gekommen ist, hat er es immer noch drauf! Das Publikum, welches ungefähr die Einwohnerzahl einer mittelgroßen Stadt zu haben schien, tanzte von Beginn an mit. Alle Mädels und Jungs rissen sich die Shirts vom Leib und feierten ausgelassen den spanischen Ska, inklusive mir. Überall wurden Flaggen und Fahnen gehisst, welche wild im Takt der Musik geschwungen wurden und ein Stage Diver nach dem anderen schaffte es mehr oder weniger, durch das Meer an Leuten zu surfen. Es war bombastisch. Alle unsere Lieblingslieder, von „Me Gustas“ über „Welcome to Tijuana“ bis hin zu „King of the Bongo„ wurden gespielt.

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Zwischendrin gab es Ansagen, in welchen er sich für den Frieden aussprach und gegen den Nahost- und Ukraine-Konflikt. Passend zum Thema des gesamten Festivals „Frieden und Freiheit„, welches vom 31.07. bis 02.08. lief, wehte auch eine Fahne, welche aus dem Meer hinausstach. Eine polnische Fahne, auf welcher pokój (Frieden) stand.

Bildquelle: http://haltestellewoodstock.wordpress.com/