Man könnte ab einem gewissen Alter einfach Rollkragenpullover tragen, weil man dem Hals die Jahre eher ansieht als dem Gesicht. Die Alternative: Retten Sie Ihren Hals!

Wenn Sie sich das nächste Mal auf einer Party die Zeit mit dem „Wie alt mag sie wohl sein?“-Spielchen vertreiben, dann nehmen Sie mal den Hals der besagten Dame ins Visier: Nur der Hals verrät die Wahrheit, gerade in Zeiten von Hyaluron-Filler und Botox. Denn der Hals lässt sich nicht „jung spritzen“ und ist zugleich besonders anfällig für Fältchen, weil er bei der Pflege meist zu kurz kommt und die Haut dort dünner und empfindlicher ist als im Gesicht.

Grund: Es fehlt an Unterhautfett- und Bindegewebe, auch fett- und feuchtigkeitsspendende Talg- und Schweißdrüsen besitzt man an dieser Stelle kaum. Und weil sich der Hals bei jeder Bewegung mitdreht, wird die Halspartie ständig belastet. Und das alles sieht man ihr irgendwann an. Da hilft nur eins: Früh vorbeugen mit speziellen Pflegeprodukten und gezielten Beauty-Tricks gegen jedes Zeichen der Zeit.

Trockenheitsfältchen

Cremen, cremen, cremen! Schlaf- und Knitterfältchen oder Druckstellen der Kleidung an Hals und Dekolleté sind ein Zeichen für Fett- und Feuchtigkeitsmangel. Cremes mit wasserbindender Hyaluronsäure oder Harnstoff helfen der Haut, Feuchtigkeit zu speichern. Genauso wichtig ist Fett – im Prinzip kann jede reichhaltige Tagescreme oder Bodylotion die zarte Haut am Hals gut mitversorgen. Auch Masken tun Hals und Dekolleté gut. Die Nachtpflege einfach etwas dicker auftragen, einziehen lassen und den Überschuss mit einem Kosmetiktuch abnehmen. Oder (nach Großmutters Rezept!) einen Ölwickel anlegen: Weizenkeimöl mit einem Eigelb verquirlen, aufstreichen, mit einem Baumwolltuch abdecken und möglichst lang wirken lassen. Mit klarem Wasser abspülen, Ölreste mit einem Reinigungstuch entfernen. Übrigens, der gängige Anti-Aging-Hinweis „Nur mit dem flachen Handrücken von unten nach oben über den Hals streichen“ ist eigentlich überflüssig. Beim Eincremen wird ohnehin so gut wie nie an der Haut gezerrt.

Horizontale Halsfalten

Wegcremen lassen sie sich leider nicht. Aber vorbeugen kann man, zum Beispiel mit regelmäßigen Massagen, um die Blutzirkulation anzuregen, bevor die Creme aufgetragen wird. Spezialpflege für Hals und Dekolleté enthält zusätzlich Wirkstoffe, die das festigende Kollagen in der Haut stärken und so das Gewebe stützen – sofern sie täglich aufgetragen werden. Das können straffende Polymere und hautregenerierendes Thermalplankton sein (auch „Dermobiotic-Extrakt“ genannt) oder bestimmte Peptide und Polyphenole, also sekundäre Pflanzenstoffe. Sogar im Schlaf kann man horizontalen Fältchen vorbeugen. Wer auf dem Rücken, den Kopf auf ein Nackenkissen gebettet, liegt, bekommt weniger Falten, entspannt Nacken und Schultern und streckt den Hals. Denn Querfalten sind das Resultat von Haltung und Bewegung. Auch wer vor lauter Anspannung oft den Kopf einzieht oder das Kinn auf die Brust presst (z.B. beim Arbeiten am Computer) erhöht seinen Knautschfaktor.

Doppelkinn

Selbst bei sehr schlanken Menschen enthält die Partie unterhalb des Kinns relativ viel Fettgewebe. Diese Polster erliegen irgendwann der Schwerkraft. Ergebnis: Na, Sie wissen schon… Während Visagisten ein Doppelkinn mit Make-up kaschieren können, indem sie es optisch durch eine dunklere Farbnuance zurücknehmen, sollten Laien besser die Finger davon lassen. Ein gleichmäßiger Verlauf verschiedener Make-up-Töne gelingt fast nur Profis. Und natürlich lässt auch keine Creme der Welt ein Doppelkinn verschwinden. Aber wer dazu neigt, kann die Durchblutung des Gewebes mit Zupfmassagen anregen (jeden Morgen ein paar Minuten) und es damit auf Dauer etwas straffen. Dazu in der Kinnmitte beginnen und entlang dem Kieferknochen nach außen hin mit Daumen und Zeigefinger kleine Hautpartien anheben, kurz halten und wieder loslassen.

Hyperpigmentierung und OPs

Zu viel Sonne lässt Pigmentflecken auf dem Dekolleté entstehen. Die Strahlen treffen mit steilem Einfallwinkel auf diese Partie, die Verbrennungsgefahr ist also groß. Sonnenschutz das ganze Jahr hindurch ist Pflicht – zusätzlich kann Spezialpflege die Flecken mildern: So setzt Shiseido ein Vitamin-C-Derivat ein. Der Wirkstoff hemmt ein Enzym, das die Bildung des körpereigenen Farbstoffs Melanin aktiviert.

 

Helfen Schönheits-OPs?

Lassen sich Halsfalten weglasern?
Stark ausgeprägte Falten sollten nicht mit dem Laser behandelt werden, bei leichteren geht’s. Aber Vorsicht: Der Hals vernarbt sehr schnell. Ein guter Spezialist wird nur mit stark reduzierter Energie (um 50 Prozent) lasern. Ganz verschwinden werden die Falten nicht, sie lassen sich nur mildern.

Helfen Unterspritzungen mit Kollagen oder Hyaluronsäure?
Nicht in jedem Fall, die Ergebnisse variieren, abhängig vom Gewebe der Patientin. Von Dauerimplantaten (wie z.B. Artecoll) am Hals wird abgeraten.

Bringt Botox etwas?
Nur, wenn der Hals sehr schlank und streng wirkt, also ausgeprägte Muskeln hat. Generell gilt: Sind die Halsfalten auch in Ruheposition zu sehen, sind sie weniger gut behandelbar.

Wann kommt ein Hals-Lifting infrage?
Wenn die Haut sichtbar erschlafft ist. Bei dem chirurgischen Eingriff wird der Haut-Überschuss entfernt und das Muskelgebilde angehoben, das den Hals unter der Haut formt. Dauert circa zwei Stunden.

Lässt sich ein Doppelkinn entfernen?
Das Fettgewebe kann mit dünnen Kanülen abgesaugt werden. Bringt aber nur bei sehr junger Haut gute Ergebnisse. In schweren Fällen muss das Gewebe ausgeschnitten werden – eine aufwendige OP, die eine Narbe vom Kinn bis zum Kehlkopf hinterlässt.