Deutscher Rap ist vielfältig, von wunderbar provokanten und stimmungsmachenden Platten, bis hin zu den Werken, welche man mit gutem Recht auch einfach als Lyrik bezeichnen kann. Zu den poetischen Rappern gehört der Berliner Künstler Hiob definitiv dazu: Wer sein Soloalbum Drama Konkret oder auch seine Tracks mit Morlockk Dilemma gehört hat, kennt seine Wortgewandtheit, welche seine Texte durchzieht. Charakteristisch neben seinen fast schon abgehackten Flows auf Samplebeats ist die Thematik des Kaputten. Mit seinen durchdachten Lines nimmt er einen mit in eine baufällige Welt, erzählt Geschichten von Drogenrausch, zwielichtigen Gestalten und Versuchen, sich durch Berlins Straßen zu kämpfen:

„Und jede Nacht spielen die Filme von neuem
Am Morgen reißen die Schläge aus deinen wildesten Träumen
Die Kirche läutet den Sündern, du hast das Frühstück gedeckt:
Ein Kaffee, vier Zigaretten und dazu süßes Gebäck
Du siehst zum Himmel und denkst, die Erde zieht ihre Bahn‘
Gestern die Grippe in Spanien und morgen Krieg im Iran
In China essen sie Hunde, im Handy summt der Alarm
Die Sonne lacht, doch im Schacht steht schon die Untergrundbahn
All diese müden Visagen irren umher
Du könntest jeden hier töten und niemand würde sich wehren
Der Eine starrt in die Leere, der Andere redet im Schlaf
Im Bahnhof gibt es Gerangel vor dem Kaffee-Automat“

Wie diese Zeilen aus dem Track Alles sind andere Werke von ihm ähnlich melancholisch, fast schon bittersüß poetisch. Hiob schafft Musik für lange und dunkle Nächte, in denen man mit zu viel Alkohol im Blut durch die Straßen irrt. Die Lyrics von Tracks wie Letzte Nacht, Oktober und Aberwitz funktionieren auch ohne die Beats, ließt man die Texte für sich, behalten die Zeilen ihre enorme Wirkung, wobei deutlich wird, dass dies mehr als nur Rap ist.