Die gesellschaftskritische Kampagne bei Diesel ist zurück, und das zu einem Zeitpunkt, der nicht besser hätte gewählt werden können: Das italienische Label, das in früheren Jahrzehnten mit seinen politischen Kampagnen wie das Motiv zweier sich küssender Seemänner (1995) für Aufsehen in der Gesellschaft sorgte, hat für seine Frühjahr- und Sommer-Kampagne 2017 den US-amerikanischen Fotografen und Regisseur David LaChapelle engagiert, um sich unter dem Motto #makelovenotwalls in die Anti-Trump-Proteste der Modewelt einzureihen.

In Anspielung auf die Pläne von US-Präsident Donald Trumps, eine Mauer zwischen Mexiko und den USA zu bauen, lädt DIESEL alle dazu ein, „im Namen der Liebe und Solidarität zusammenzukommen“, um geistige und physische Mauern zwischen Menschen einzureißen und für mehr Diversität und Einigkeit zu werben. „Als wir im Sommer 2016 damit begonnen haben, an der Kampagne zu arbeiten, sah die Welt nicht gut aus, und das tut sie auch heute noch nicht. Es fühlt sich momentan nicht nach einer Diesel-Welt an, denn bei Diesel setzen wir uns stark gegen Hass und für Positivität, Inklusivität und Diversität in der Gesellschaft ein. Mehr denn je wollen wir die Welt wissen lassen, dass Liebe und Zusammenhalt essentiell sind, um eine Gesellschaft zu formen, in der wir alle leben wollen“, erklärt Nicola Formichetti, Kreativdirektor von Diesel, seine Beweggründe für diese Kampagne.

Weitere Motive der #makelovenotwalls-Kampagne, die mit dem Balletttänzer Serhij Polunin und dessen Freunden produziert wurde, sind die Hochzeit eines homosexuellen Paares und das herzförmige Einreißen einer Mauer mittels des Panzers.

Die neue DIESEL-Kampagne reiht sich somit in den politischen Aktivismus ein, der zuletzt von verschiedenen Modehäusern aufgegriffen wurde. Mobilisiert von Trump, dem Muslim-Ban und der angekündigten Mauer zu Mexiko, will man für Solidarität einstehen, Zeichen setzen – und sich natürlich auch bei der liberalen, großstädtischen und einkommensstarken Zielgruppe als besonders weltoffen präsentieren.

So ließ Raf Simons seine Models auf der CALVIN KLEIN Show zu „This is not America“ von David Bowie laufen, Willy Chavarria stickt kleine Botschaften, wie „Fuck Hate“ und „Respect Others“ auf die Mützen seiner neuen Kollektion und  auch der aus Mexiko stammende Designer Raul Solid zeigte weiße Unterwäsche mit der Aufschrift „Fuck Your Wall“ und „No Ban, No Wall“ auf der New Yorker Modewoche. 

Obwohl man Trump vieles vorwerfen kann, scheint er es geschafft zu haben, die sonst so oberflächlich arrogant wirkende Modebranche zum Einstehen für Werte wie Zusammenhalt und gegenseitigem Support, zu mobilisieren. Vivienne Westwood dürfte das gefallen.