© Bruno Morandi

© Bruno Morandi

Wer es wagt, tiefer in fremde Kulturen zu blicken, ist oftmals überrascht, was für Traditionen er am anderen Ende der Welt vorfindet. Durch unsere westliche Erziehung haben wir uns weit von einer Religion entfernt, die unseren Alltag und unseren Geist im größten Sinne bestimmt, sodass wir einen kleinen Kulturschock erleben, wenn wir auf Reisen hautnah mitbekommen, wie das Leben sich auch anders gestalten kann.

Als hinduistische Hochburg ist Nepal ein Ort größter Spiritualität, mit allerlei tief verankerten Traditionen. Eine, die den westlichen Besuchern oft befremdlich vorkommt, ist die Verehrung der Kumari– eine Inkarnation der hinduistischen Göttin Taleju. Das uns bizarr Erscheinende dabei ist, dass die Kumari ein Mädchen ab dem zweiten Lebensjahr sein kann, welches durch über 30 ästhetische Merkmale auserwählt wird. Wird das Mädchen zur Kumari ernannt, wird sie wie eine Göttin behandelt. Sie wird reich gekleidet und hergerichtet, um dann sitzend Menschen zu empfangen und zu segnen. Dabei dürfen ihre heiligen Füße nicht den Boden berühren. Damit das Wesen der Kumari nicht unrein wird, ist ihr nur erlaubt, mit ihrer Familie zu sprechen, sonst muss das junge Mädchen schweigen. Dieser Trubel hält bis zu ihrer ersten Menstruation an, mit dem Beginn der Pubertät wird sie wieder zum normalen Mädchen. Um den Übergang zu erleichtern, erhalten die jungen Frauen dann eine Art Rente und werden weiterhin betreut.