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Angelina Jolie

Schon länger liegt die Kunst am Körper im Trend. Tattoos werden immer mehr gehypt, dies mag wohl auch durch die Beeinflussung von Influencern in sozialen Netzwerken bedingt sein. Eine ganz besondere Form der Tintenkunst findet jedoch bei den buddhistischen Mönchen im Tempel Bang Phra in Thailand statt. Sie sind die wahren Künstler der Tattoos. Sie ritzen den Gläubigen und Tattoo-Fans magische Tattoos in die Haut, die ihre Wirkung nach einem Gebet entfalten sollen. Im Westen wurde diese Art bekannt durch Angelina Jolie – seitdem ist der Andrang riesig.

Die Tattoos, die dem Träger Eigenschaften wie Stärke, Ausdauer oder sogar Schutz vor Gewehrkugeln verleihen sollen, wurden bis vor wenigen Jahren noch mit Bambusnadeln gestochen. Inzwischen benutzen jedoch alle Mönche im Tempel Bang Phra Nadeln aus Stahl – und lösen damit eine Jahrhunderte alte Tradition ab. Die Qualität der Tattoos sei besser, außerdem ließen sich die Stahlnadeln leichter säubern. Die Inhalte der Tinte aber hüten die Mönche als ihr Geheimnis.

Der Andrang ist enorm, die meisten sind jedoch Europäer und Amerikaner, was ausgerechnet der Regierung immer mehr ein Dorn im Auge ist. „Für viele Ausländer sind diese Art von Tattoos schlicht Mode“, schrieb Thailands Kulturminister Niphit Intharasombat bereits im Juni 2011 in einer Erklärung auf der Website des Ministeriums. „Das ist kulturell nicht angemessen und untergräbt den Respekt vor der Religion.“

In der Tat sind sak yant längst ein beliebtes Motiv in den thailändischen Tattoo-Studios. Die Preise bewegen sich je nach Größe und Motiv zwischen 25 und 75 Euro. In den Tempeln wird aus Respekt vor der Religion allerdings nur eine Spende als Bezahlung angenommen. Es gibt hier auch keine festen Termine, jeder kommt dran, wenn es passt.

Doch ob die einen es nun als Modetrend sehen oder als ernste spirituelle Erfahrung, wer sich hier tätowieren lässt, muss einige Pflichten erfüllen: Jeder Träger muss die fünf Sittlichkeitsregeln, die „silas“, einhalten damit die Tattoos ihre Wirkung behalten: nicht töten, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten betreiben, nicht lügen und keine Drogen nehmen.

Zudem müsse das heilige Tattoo jedes Jahr im März beim Wai Khru wiederaufgeladen werden. Die Ironie ist hier bloß, dass gerade bei diesem Fest, die Tätowierten nicht selten in einen Zustand aus Trance und Ekstase fallen und vor versammelter Menge wie Raubtiere umherlaufen – fast so, als würden sie unter Einfluss von Drogen stehen.

Schöne Körperkunst hin oder her, wer sie nicht versteht und ihr nicht gerecht wird, sollte auf diese heiligen Symbole als bloßer Modetrend verzichten.

 

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