Wir alle sind in einer Welt aufgewachsen, die klare Regeln zu haben scheint. Oder eher gesagt, wir leben in einer, in welcher wir uns Regeln geschaffen haben, die zu definieren scheinen, was normal und was abnormal ist. Dass diese Grundsätze oftmals keiner natürlicher Herkunft sind und viel mehr von Mensch erdacht, versteift und so verfochten, dass wir eigenes als Realität anerkannt haben und alles andere als unnatürlich. Wir glauben so stark daran, halten uns förmlich an diesem Glauben fest. So sprechen hasserfüllte Menschen beispielsweise bei Homosexualität von einer Krankheit. Sprich: Alles, was gegen unsere Norm ist, wird als falsch und krank betitelt und behandelt.

Zum Glück sind wir mittlerweile in großen Teilen der Welt etwas vorangekommen, andere Sexualitäten als normal anzuerkennen, bei Intersexualität sieht es da aber noch anders aus.

Erstmal vorneweg sollte klar sein, dass es hier um ein biologisches Phänomen geht und um keine sexuelle Vorliebe. Intersexuelle Menschen kann man keinem Geschlecht vollständig zuordnen, da sie weibliche wie auch männliche Elemente aufweisen. Diese können anatomisch, also die Geschlechtsorgane betreffend, genetisch (Geschlechtschromosomen bezogen) oder auch hormonell bedingt sein.

Die Weltgesundheitsorganisation spricht in diesem Sinne von einer Krankheit. Die Betroffenen lehnen diesen Begriff jedoch meist ab und bezeichnen sich als intersexuell (inter=zwischen).

Der geschichtliche Hintergrund dieses Phänomens ist schlichtweg grausam. Von der psychischen Belastung, die die Gesellschaft auf die „Außenseiter“ auswirkt mal abgesehen, hatten die Mediziner oftmals auch einfach unerlaubt eingegriffen. In den 1960er Jahren wurden die Geschlechtsorgane schon bei den Neugeborenen verändert, falls diese zuerst stark der Norm abwichen und nicht zuzuordnen waren. Dabei waren dies gefährliche Eingriffe, bei denen die Eltern des Kindes oft nicht gefragt oder gar belehrt worden waren.

Heute sieht es nicht mehr ganz so grausam aus, in einigen Teilen der Welt kann man rechtlich sogar das undefinierte Geschlecht angeben. Dies ist zum Beispiel in Indien, Brasilien und Indonesien möglich. Auch, wenn wir so schon die richtigen Schritte gehen, herrscht noch immer ein ungeheurer sozialer Druck auf den Intersexuellen. Von einer globalen Gleichberechtigung sind wir noch Lichtjahre entfernt. Für dieses große Vorhaben dürfen diese Phänomene kein Tabu mehr sein, nichts Abnormales, nur das, was Mutter Natur für richtig hielt.