Mit den Berlinern verhält es sich so wie mit den New Yorkern, sie haben einen Ruf, der ihnen vorauseilt. Das Image des unbeeindruckten, sehr direkten und natürlich schwarz gekleideten Berliners scheint eine weit verbreitete Annahme zu sein. Kommt man jedoch in die Hauptstadt, wird eines klar: Einen einheitlichen Look gibt es nicht so wirklich, aber generell scheinen dunklere Schattierungen und Neutraltöne deutlich zu überwiegen. Schwarz sieht man also tatsächlich vermehrt in der Hauptstadt, doch das könnte genauso gut auch an dem aktuellen all black everything Trend liegen.
Doch allgemein passt in einer Stadt, die nicht gerade für ihre Sauberkeit bekannt ist und in der die Winter von kalten Ostwinden geprägt sind, der vermeintlich düstere Kleidungsstil der Bewohner hervorragend ins Bild. Wo kann man im Winter am besten feiern? Natürlich im Berghain . Auch die boomende Techno Szene und die damit verbundene Berghain Crowd hat den Berliner Stil deutlich beeinflusst. Sobald das Gerücht die Runde machte, man käme nur schwarz gekleidet in den Club, hat sich schwarze Kleidung als Standard der Szene manifestiert. Fortan gehörten von nun an Albträume aus Neon der Vergangenheit an – im Großen und Ganzen jedenfalls. Denn die Clubs Sisyphos und Kater Blau gehören ebenfalls zur Berliner Elektronik Szene dazu wie das Berghain und dort wird es bunt getrieben! Außerdem kann man den Modestil einer Stadt auf keinen Fall anhand der Party Szene festlegen. In aller Ehrlichkeit ist es wohl fast unmöglich, den Geschmack einer ganzen Metropole ohne Schubladendenken zu definieren. Man kann lediglich Strömungen und Tendenzen klar herauskristallisieren. Der düstere Berliner Techno-Stil ist eben solch eine Strömung, die klar hervor sticht, doch er sollte keineswegs als ein stellvertretendes Hauptmerkmal der kompletten Berliner Szenekultur angesehen werden.
Es stimmt also nicht wirklich, dass Berliner überdurchschnittlich viel Schwarz tragen. Dasselbe sagt man schließlich auch den Parisern nach.
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