Als Architektin und Visionärin Zaha Hadid am 31.März dieses Jahr verstarb, entfachte es wohl in der gesamten intellektuellen Kunstszene eine Welle von Bedauern und Trauer. Für ihrer herausragenden Leistungen und unkonventioneller Formsprache erhielt sie als allererste Frau den wohl einflussreichsten Architekturpreis, den Pritzker Award, und ging damit wohl in die Geschichte ein. Das ist kaum verwunderlich: Die fließenden Strukuren ihrer architektonischen Werke wie dem Heydar Aliyev Cultural Center erscheinen fast physikalisch unmöglich und durchbrechen jegliche modernen Konventionen der Architektur, die sich in unserer heutigen Zeit auf die reduzierten, kubischen Prinzipien des Bauhaus stützen. Im Grunde genommen ermöglichte sie uns eine durchaus erholsame „Pause“ vom omnipräsenten Bauhaus Stil.
Modefanatiker wissen allerdings auch, dass die irakisch stämmige Britin sich ungemein für die Welt der Mode interessiert hat. Sie selbst hat sich stets stilvoll und ganz gemäß ihres architektonischen Stils gekleidet. Sie ist fasziniert von reduzierten Farben, wobei sie sich bevorzugt in Schwarz und Weiß hüllte, und hegte eine Leidenschaft für raffinierte Schnittkunst und ungewöhnlichen Silhouetten à la Comme des Garcons oder Issey Miyake.
Auch schöpferisch war sie in der Mode mehr als nur einmal tätig. So brachte sie eine avantgardistische Schuhkollektion heraus in Kollaboration mit Schuhmarke United Nude. Ihre komplexen organischen Strukturen, durch die sie weltberühmt wurde, spiegeln sich ebenso in ihren Schmuckdesigns wider, die sie mit Hilfe der Schweizer Goldschmiede Caspita herausbrachte.
Eine Allrounderin durch und durch also.
In der Tat liebte sie Mode. Und gleichzeitig kann man mit großer Sicherheit sagen, dass die Modewelt sie liebte. Karl Lagerfeld, Creative Director von Chanel, bedauerte ihren Tod. Er sagte: „Ein Genie weniger auf dieser Welt. Es gab wenige Menschen, welche ich so sehr bewunderte wie sie. Ihr Einfluss war immens und wird fortbestehen. Ich bin am Boden zerstört. Sie war eine Freundin mit einem großartigen Sinn für Humor.“
Einen freundschaftlichen und einmaligen Dienst erwies sie dem Modehaus Chanel, als sie zu Ehren der kultigen Chanel 2.55 Handtasche im Jahre 2007 den mobilen Contemporary Art Container entwarf. Dort stellten 15 herausragende Künstler wie Daniel Buren oder Yoko Ono ausgestellt fulminante Werke aus, die von der ikonischen Handtasche inspiriert und ihr gewidmet wurden.
Die fließende, fast flüssig erscheinende Geometrie dieses reisenden Pavillions, der bereits in mehreren Städten von Hong Kong bis New York seine Pforten für Kunstfanatiker und Modeliebhaber öffnete, sprüht nur so vor Dynamik und Energie, die sich auf den Kunstrezipienten überträgt. Hadid erschuf mit dem Pavillion nicht nur bloße Ausstellungsräume, sie konzipierte eine ganze Ausstellungslandschaft, die auf die Kunstwerke maßgeschneidert wurde.
So kann man den gesamten Container mitsamt seinen ausgestellten Werken als symbiotisches Kunstwerk betrachten. Es ist eine künstlerische Leistung ohnegleichen, die die Errungenschaften des Hauses Chanel maßgeblich ehrt und die enge Verbindung zwischen Kunst, Mode und Architektur unterstreicht wie kaum ein anderes.
Weitere Info: www.zaha-hadid.com