Die 20er Jahre in Berlin…Wenn es eine Zeit gibt, die ich gern erleben würde, dann wäre es diese, das höre ich immer wieder. Doch gab es neben all der Kunst, Musik, selbstbewussten Frauen und neuen Drogen noch sehr viel mehr in Berlin, was diese Zeit so wild macht.

Natürlich waren die Partys so kurz nach dem Großem Krieg außergewöhnlich ausgelassen, die neue Musik aus Amerika war wild und neu. Die Mode hatte ein Maß an Stil erreicht, der für vieler Meinung nach nicht mehr erreicht werden konnte und Art Deco stellt für viele bis heute die Spitze von Architektur und Design da. Dem will ich auch gar nicht widersprechen, glaubt mir, ich wäre froh jeden Tag einen Hut, eine floral gemusterte Krawatte und einen Mantel tragen zu dürfen und auch ich empfinde Art Deco als die höchste aller Designformen. Doch gab es mit dem wilden Trubel auch eine Schattenseite.

Berlin war unglaublich kriminell, gefährlich und verwahrlost. Die Friedrichstraße, heute wieder Touristen Knotenpunk Number 1, wurde damals auch Spree Chicago genannt. Es gab hier ein unglaubliches Maß an Kriminalität. Auf offener Straße gab es Schießereien zwischen Banden, Heroin, eine neue Szenedroge, konnte überall für Spottpreise erworben werden. Zudem gingen hier Serienmörder um, die sich an den leichten Mädchen verlustierten, welche hier die Straße säumten. Verkrüppelte Veteranen bettelten auf der Straße und ganze Familien hungerten. Die 20er waren eine Zeit, die kontrastreicher nicht hätte sein können.

Und als ob das noch nicht reichen würde, kam es in Berlin auch zu bürgerkriegsgleichen Ausschreitungen. Freikorps verschiedener Gesinnungen kämpften in Straßenschlachten um die Stadt. Kommunisten, Faschisten, Anarchisten, Monarchisten usw. erfahren und geschmiedet in den Feuern des Ersten Weltkrieges und aus diesem gerüstet, standen sich auf der Straße gegenüber…Wo das enden sollte, wissen wir ja heute alle…Und wenn man es genau betrachtet, glaube, ich dass die 2020er nicht weniger wild werden sollen.