Kulinarische Begegnung mit dem Wüstenschiff

In der Kultur der arabischen Halbinsel kommt Kamelen eine große Bedeutung zu. Das  Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi bietet es zwischen zwei Brötchenhälften an: als Burger. Eine Annäherung.

Das zur Kempinksi-Gruppe gehörende Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi genießt – nicht zuletzt wegen seiner gigantischen Ausmaße – weltweit einen Sonderstatus. So verwundert es wenig, dass man auch kulinarisch eigene Wege gehen will. Mit dem Mezlai gibt es in dem Prunkbau das nach eigenen Angaben erste und einzige Emirati-Restaurant in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Camel-BurgerKamelfleisch gibt es zwar auch anderswo, doch kaum mit Flöckchen aus 24-karätigem Gold bestreut wie im „Le Café“ des rund drei Milliarden Dollar teuren Palasthotels. Der aus dem Fleisch des Höckertieres zubereitete Camel Burger – Signature Dish im Luxustempel – wird mit hausgemachten arabischen Mixed Pickles, traditionellen Tabouleh, Röstzwiebeln, Mozzarella und frittierten Kichererbsen-Stäbchen serviert. Dunkel ist das Fleisch, wie unser heimisches Wild, aber geschmacklich weniger intensiv. Und es ist fettarm. So fettarm, dass es eigentlich zäh wäre, würde Chef de Cuisine Amit Gomes es nicht mit Harissa, Kreuzkümmel, Koriander und Papaya-Paste marinieren. „Kamelfleisch ist anders – und viel gesünder als Beef“, sagt der Mann, der seit März 2008 Herr der Herde im Emirates Palace ist.

Der Goldstaub ist geschmacksneutral, ist aber offensichtlich ein „must“ unter der riesigen goldenen Hotelkuppel, die mit einem Durchmesser von 42 Metern größer als die des Petersdoms ist. Preislich bewegt sich der Camel-Burger mit umgerechnet ca. 26 Euro (zzgl. zehn Prozent Servicegebühr und sechs Prozent Tourismusabgabe) auf dem Niveau eines Angus-Burgers.

Nähert man sich dem Kamel kulinarisch, darf ein Camelccino nicht fehlen, der mit aufgeschäumter Kamelmilch und Dattelsirup-Topping daherkommt. Die Milch schmeckt weniger aromatisch wie Kuhmilch – was daran liegen dürfte, dass der Fettanteil geringer ist. Dafür hat sie dreimal mehr Vitamin C und zehnmal mehr Eisen. Außerdem enthält sie antibakteriell wirkende Enzyme. Rechnet man Servicegebühr und Tourismusabgabe hinzu, kostet der Camelccino mehr als neun Euro. Ein Versuch war er wert, man gönnt sich ja sonst nichts.

Print_Mezlai-1Am Abend im Restaurant Mezlai steht die emiratische Küche aus heimischen Bioprodukten, verfeinert mit zeitgenössischen Zutaten, im Mittelpunkt. Begrüßt wird der Gast mit einem arabischen Kaffee und Datteln. Das Ambiente strahlt eine Mixtur zwischen Luxus und Tradition aus. In authentischer Atmosphäre genießen lässt es sich im Zelt, der Service ist erstklassig und stets aufmerksam. Ach ja, und es gibt eine weitere Speise mit Kamelmilch: als Zutat im Kartoffelbrei.

Doch zunächst zu den Vorspeisen, wo Lafayef Emirati als Gaumenschmeichler gilt: Garnelen mit Korianderblättern, Knoblauch, Safran und Zwiebel. Eine Versuchung ist auch Baby-Rucola mit Lobster, Tomaten, Zwiebeln, Olivenöl, Zitrone und handgepflücktem wildem Oregano. Eine Spur exotischer wird es bei der Hühnerleber, die mit Hummus, Granatapfel, Zimt und Knoblauch gereicht wird.

Mezlai EssenEine typisch emiratische Hauptspeise ist Hammour, ein lokaler Fisch, der dem Zackenbarsch sehr ähnlich ist. Nicht nur einheimische Gourmets goutieren ihn gegrillt –garniert mit Nüssen, Semmelbrösel, Rosenwasser und würziger Sauce. Eine überaus wohlschmeckende Variante ist der würzige Hammour „Makbous“, der mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Kurkuma, getrockneten Zitronen, heimischen Aromen und Reis gereicht wird.

Abseits der Meerestiere ist Lamm Biryani mit Basmatireis eine Versuchung. Gewürzt wird es mit Nelken, Zimt, Kardamom, Lorbeerblättern, Koriander, Minze und Ingwer. Diese arabische Melange wird vor dem Braten mit orangengefärbter Safran-Milch bestäubt. Das hat den gleichermaßen sensorisch wie optisch ansprechenden Effekt, dass die Reiskörner weiß und gelborange schimmern und hauchzart nach Safran schmecken.

HammourDie Geschichte des Biryani Reis lässt sich bis zu den Mughal-Mahradschas zurückverfolgen, die Indien vor etwa 1500 Jahren unter sich aufteilten und deren Küche stark von den Persern beeinflusst wurde. Welch Glück, dass diese kulinarische Wonne seit vielen Jahren auch in den Vereinigten Arabischen Emirate heimisch geworden ist. Den nahenden Abschied versüßt das Farni genannte Dessert: Reispulver mit Milch und Rosenwasser. Doch halt: Vor dem Gang ins edle Schlafgemach bietet sich noch eine Shisha an, die – so wollen es Kenner wissen – zu den besten in Abu Dhabi gehören.

Fotos: Christian Euler, Kempinski Hotels

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