Gwen Stefanie ist wohl nicht die einzige Modebegeisterte, die der berühmt-berüchtigten japanischen Modekultur verfallen ist. Diese ist bekannt für ihre schrillen, flashigen, exzentrischen und abgedrehten Outfits, die als Inspiration für so manche westliche Designer wie Henry Holland diente. Ein ganzer Song widmete sie ihrer Liebe zu Tokyos bunter und extravaganter Modeszene, die sie in Lyrics vom Track „Harajuku Lovers“ manifestiert und verewigt. Im Land der aufgehenden Sonne gilt es für die zahlreichen Subkulturen und jungen Modefanatiker wie auch charmanten Selbstdarsteller, mit modischen, schrillen, bizarren Outfits ihr Inneres nach außen zu kehren, sich selbst zur Schau zu stellen  und natürlich aufzufallen.

Pulsierende Tokioter Viertel wie Harajuku, Shibuya oder Shinjuku repräsentieren dabei die Brennpunkte der jungen Mode-Junkies, die fast kostümiert durch die engen Straßen huschen, umsäumt von riesigen Skyscrapern und gigantischen LED Werbebildschirmen, die mit sich bewegenden Bildern für allerlei Produkte werben. Ein riesiges Fasching-Fest – stellt sich der „westliche“ Bürger den Tokioter Schmelztiegel der Modekulturen vor. Pastell-gefärbte Haare, gigantische Plateau-Schuhe, überladende Layer-Looks, Horror-Makeup, gefärbte Kontaktlinsen in Rot und Violett, Grunge und Punk treffen auf traditionelle Kimonos, Yukatas und Schuluniformen.

So mancher Kritiker und Befürworter ist in Anbetracht der skurrilen Modeerscheinungen in Japan der Meinung, dass wohl die isolierte Insellage ein Grund für die meiner Meinung nach sehr sympathischen, modischen Überspitzungen ist.  So wahrscheinlich auch mein Geographie-Professor. „Die Japaner sind sehr speziell in vielerlei Hinsicht.“, sagte er einst, jedoch in einem anerkennenden Ton.  Simultan lässt sich aber auch in der beeindruckenden Manga-Kultur ein großer Faktor erkennen, der die Mode beeinflusst. Mangas sind japanische Comics, die durch verspielte und fantastische Charakter-Designs und Geschichten Jung und Alt in den Bann ziehen. Und tatsächlich – wenn man so einen Manga durchblättert, findet man den einen oder anderen typischen Street-Style in den schwarz-weißen Panels wieder. Viele Styles auf den Straßen sind nämlich angelehnt an die Lieblingscharaktere der Manga-Fans, die in den gezeichneten Zauberwelten gegen das Böse kämpfen oder ihre große Liebe suchen.

Street Style wird hier großgeschrieben und wird wohl auch für die nächsten Jahrzehnte bunt, schrill, bizarr und sympathisch bleiben.

Bilder: © tokyofashion.com