Die Kunst der japanischen Tattoos ist älter als ihr vielleicht denkt, auch wenn sie dem Großteil der westlichen Bevölkerung wohl erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts bekannt wurde, sie ist um einiges älter. Holen wir mal ein wenig aus…

Angefangen hat das Verzieren der Haut mit Farbe schon vor einer ganzen Weile, nämlich in der Jungsteinzeit. Die ersten Nomadenvölker trugen schon Tattoo…Die ein wenig simpler waren als das, was da noch kommen sollte.

Zunächst wurden Tattoos vor allem genutzt, um Kriminelle zu markieren und stigmatisieren. Doch sollte sich das ändern.

Denn anders als in vielen anderen „modernen“ Kulturen seiner Zeit, der Edo-Periode 1600-1868, waren Tattoos in Japan verbreiteter. Sie zierten sogar teilweise den ganzen Körper einer Person und waren ein Werk vieler schmerzhafter Stunden, in denen mithilfe verschiedener Werkzeuge die Tinte unter die Haut getrieben wurde. Anfangs tätowierten sich vor allem junge Männer um zu zeigen, wie mutig und stark sie sind, dass sie den Schmerz aushalten (Ihr dachtet, mit einer Maschine gehackt zu werden, tut weh? Dann wisst ihr nicht, wie es ist, mit traditionellen Werkzeugen bearbeitet zu werden…).

Die Werke waren im typisch japanischen Stil gefertigt, der bis heute Bestand hat. Das kam daher, als zur Zeit des regen Kulturaustausches mit China, Geschichtsrollen mit mutigen Männern ins Land kamen, die mit Drachen und Tigern verziert waren (auch dieser Kult hält bis heute in einigen chinesischen Volksgruppen und Regionen an). Als japanische Holzschnittkünstler diese Rollen vervielfältigten und sie somit dem japanischen Stil unterwarfen, wurden sie in „japaniesierte“ Form im Inselstaat verbreitet. Bald wollten sich viele junge Männer damit rühmen, auch mutig zu sein und so kam es ins Laufen.

Die typische japanische Tinte, das sogenannte Nara-Schwarz, kommt auch aus der Zeit, als Holzschnittkünstler sich auf die menschliche Leinwand konzentrierten. Ihr wisst schon, dieses grün-blau-schwarz. Tattoo wurden Mode, vor allem bei Samurai, die ihren Mut und ihren Wohlstand damit anzeigen wollten…Beinahe ähnlich wie heute, oder?

Beliebte Motive waren hierbei vor allem Mythologisches wie Drachen, Kami, Kirin, Baku. Auch Tiere wie Tiger, Schlangen und Vögel zählten und zahlen noch immer zu beliebten Motiven. Andere Bilder waren Geishas und berühmte Samurai, welche für ihre Taten gefürchtet und verehrt waren. Blumen wie Chrysanthemen, Kirschblüten und Lotusblumen wurden genauso gerne gestochen wie Bambusse und japanischer Ahorn. Im Hintergrund wurden meist berühmte Motive wie Wellen (Fingerwellen) und Berge gestochen. Besonders bei Religiösen fanden sich auch Buddha Darstellungen (was von vielen Buddhisten anderer Länder eher als Beleidigung für den jeweiligen Buddha galt).

Um ein Tätowierer in Japan zu werden, muss ein Lehrling viele Jahre unter den Augen eines Meisters lernen, seinen eigenen Stil entwickeln und auch die Regeln des Tätowierens beherrschen. Anders als in westlichen Ländern wird in Japan nämlich im Sitzen tätowiert! Wenn ein Schüler nach vielen Jahren selbst ein Meister wird, übernimmt er den Namen seines Meisters und hängt eine Nummer daran..Also der Zweite, Dritte usw. Auch sucht sich eher der Meister die Motive aus und nicht der Kunde, denn er weiß, welche Formen und Bilder zum Körper passen und den Kunden charakterisieren.

Später dann, als die Edo-Periode abgelöst wurde und Japan in der Meiji-Periode restauriert und modernisiert wurde, galten Tattoos als obszön und wurden schnell mit den Yakuza in Verbindung gebracht, die noch bis heute traditionelle Tattoos tragen. In vielen japanischen Bädern gilt daher noch bis heute ein Tattoo-Verbot! Doch langsam werden sie wieder als traditionelle Kunstform anerkannt, dessen höchste Form das Ganzkörpertattoo darstellt.

Hier noch eine kleine Liste von Verben aus der japanischen „Tattoo-Szene“

Irezumi (auch als bunshin ausgesprochen): Tattoo
Horimono (wörtlich gravieren, eingravieren, kratzen): Tattoo. Ein anderes Wort für traditionelles Tattoo.
Horishi: Ein Tattoo-Künstler.
Bokukei, bokkei: Bestrafung durch Tattoo.
Tebori (wörtlich, eingravieren per Hand): Bezeichnet die Technik, bei welcher von Hand gestochen wird.
Hanebori (wörtlich, gravieren mit der Feder): Eine andere Technik per Hand, welche in federnden Bewegungen vollführt wird.
Tsuki-bori: Eine andere Hand-Technik, die eine sichere, ruhige Hand beschreibt.
Kakushibori (wörtlich versteckte Gravur): Ein Tattoo in der Nähe der Achsel oder anderen „versteckten“ Orten, auch genutzt für versteckte Schriftzeichen in Motiven.
Kebori: Das Tätowieren einer haarfeinen Linie.
Sujibori: Outline, die Outline eines Tattoos.
Shakki: Das Geräusch, was Nadeln machen, wenn sie auf Haut treffen.
Irebokuro: Ein Tattoo in ein bokuro/hokuro stechen, also in ein Muttermal/Leberfleck.
Yobori: „Yo“ Slangwort für westliches Tätowieren mit der Maschine.
Sumi: Die Tinte, die zum Stechen genutzt wird, meist vom Meister selbst angefertigt.
Hikae: Brusttattoo.
Nagasode: Armtattoo bis zum Handgelenk.
Shichibu: 3/4 Ärmeltattoo bis zur Hälfte des Unterarmes.
Gobu: 1/2 Ärmel, alles über dem Ellenbogen.
Donburi Soushinbori: Ganzkörpertattoo, ohne „Öffnung“.
Munewari: Brusttattoo mit Öffnung.
Taubushi: Achseltattoo.
Koban gata: Tattoo, das die Achsel frei lässt, also einmal um sie herum führt.
Katabori:  Tattoo, welches die Achsel frei lässt, also einmal um sie herum führt, in Form eines Dreieckes.
Hanzubon: Tattoo, was die Oberschenkel, die Leiste und den Bauch bis zum Nabel ausfüllt.
Munewari Soushinbori: Ganzkörpertattoo mit Brustöffnung.

Bild: © Jorge