Weltweit nimmt die Bevölkerungszahl zu. Großstädte wie Sao Paulo, Delhi und New York scheinen zu explodieren. Hochhäuser wachsen in die Höhe, Landgebiete verwandeln sich in Fabriklandschaften. Wälder sterben ab, das Klima gerät ins Extrem.

Sollte man nicht langsam versuchen umweltbewusster und energieeffizienter zu bauen?

An der Fakultät Architektur der Technischen Universität Berlin ist diese Notwendigkeit angekommen. Das Modul „konstruktives Bauen und klimagerechte Architektur“ soll bald auch während des Bachelors angeboten werden. Internationale Architekten/innen und Ingenieure hatten sich für die Stelle beworben und präsentierten ihre Herangehensweise in Berufungsvorträgen.

Kommt man wieder zurück zu den Grundbauelementen wie Lehm und Holz?
Eike Roswag von Ziegert/Roswag/Seiler Architekten Ingenieure ist stark von Lehm als zukunftstüchtiger und nachhaltiger Baustoff überzeugt.
Lehm ist überall verfügbar, energie- und ressourcenschonend und wiederverwendbar. Er reguliert hervorragend die Leuchftfeuchte und Innentemperatur. Afrikanische Völker machen sich dies in ihren Lehmhütten zu nutzen. Im Sommer bleibt es kühl, im Winter warm.
Jedoch lässt sich Lehm nur geringfügig einsetzten, auch wenn man versucht die Zusammensetzung von Lehm aus Ton, Feinsand und Mineralien zu optimieren. Trotzdem bleibt er nur mangelhaft belastbar und wasserlöslich.
Und ganz ehrlich, wollen wir auf jeglichen Filigranbau verzichten? War es nicht eine Revolution der modernen Architektur, dass Gebäude nicht mehr monumental wirken?
Dipl.-Ing. Dr. Khaled Saleh Pascha sieht das Potential im Holzbau. Holz ist stabil und biegsam, insbesondere Bambus. Man kann also sowohl massiv, wie filigran bauen. Es scheint das optimale Material zu sein. Naja, Holz ist leicht brennbar…Und gerade die Megacities sind durch eine hohe Bebauungsdichte gezeichnet, wo Brände sich leicht ausbreiten können.

Sollte man also lieber Hightech Materialien einsetzten?
Mit neuester Technik werden Materialien künstlich produziert mit dem Ziel die Nachteile der natürlichen Materialien auszugleichen. Dächer aus Solarzellen speichern Energie, Bauteile mit Algentang produzieren sogar Energie. Es gibt Fassaden, die atmen, indem sich Klappen öffnen und schließen. Viele innovative Ansetzte, die man weiterentwickeln sollte. Bedenken sollte man aber auch, dass die Erzeugung und Entsorgung bis jetzt erheblich unökonomisch ist. Dipl.-Ing. Dr. Khaled Saleh Pascha pries sein Projekt in Chile, wo er Spitzdächer mit PCM dämmte. Wäre diese produktionsschwierige Ausstattung eigentlich nicht unnötig gewesen, wenn man eine andere Dachstruktur entwickelt hätte, die nicht direkten Sonneneinfall zulässt.

Liegt die Zukunft also vielleicht im Digitalen Entwerfen?
Computer haben unsere Welt verändert – sozial, kulturell und technologisch. Sie haben uns nicht nur neue Möglichkeiten der Produktion eröffnet, sondern auch unsere Weise zu Denken und zu Entwerfen verändert. Mit Hilfe der digitalen Sprache kommunizieren wir direkt mit den Maschinen, die analog fabrizieren. Wir können die Möglichkeit verschiedener Materialien erforschen. Strukturen entwicklen, die perfekt an das Material angepasst sind. Das Ziel ist Material einzusparen und rein durch die Gebäudestruktur hohe Sonneneinstrahlung zu verhindern. So braucht es keiner zusätzlichen Technologien oder begrenzten Baustoffe. Das CITA.studio in Kopenhagen forscht in diesem Gebiet.

Gibt es den einen Weg? Oder bedürfen die verschiedenen, ortsspezifischen Gegebenheiten unterschiedliche Lösungsansätze?
Prof. Dr. Susan Draeger hat einen sehr Interessanten Vortrag gehalten, indem sie hervorhob, wie elementar es ist zunächst den Bauort zu erforschen und die Bauweise daran anzupassen. So muss auch nicht alles Vorhandene gleich abgerissen werden. Oft ist es ökologischer Baubestand aufzuwerten.
In Bayern ist vielleicht das robuste Haus aus Lehm und Holz, in Tokyo der geschwungene Hybrid und in Los Angeles der Hightechbau, die optimale Bauart. Wie diese Gebäude und Strukturen genau aussehen, heißt er zu erproben. Vieles kann man sich von der Natur abschauen. Architektin Draeger nannte das Beispiel der Termite, deren Türme in Nord-Süd Richtung super schlank sind.
So möchte ich mit dem Zitat von Univ. Prof. Michelle Howard schließen: „RESEARCH, OBSERVE, MAKE“