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Was kann ich zu den Londonern in meinen ersten, noch sonnigen Wochen in London berichten? Egal, wo man hingeht, oder wen man aus einem Versehen heraus anrempelt, die Londoner entschuldigen sich, auch wenn es nicht ihre Schuld war. Sie plaudern gerne und das auch mit Fremden und Joggen scheint so eine Art Volkssport zu sein. Überall sieht man sie entlang hechten und ebenso auch trinken und das gerne mal nach der Arbeit mit den Kollegen im benachbarten Pub. Um acht oder neun ist dann Feierabend, natürlich inklusive des Pub-Besuchs. Wenn ich abends durch die Straßen gehe, sehe ich gut gekleidete Männer in Anzügen und hübsche Frauen in Pumps und Kostüm vor dem Pub stehen. Eine Hand die Zigarette oder Zeitung haltend, die andere Hand der Drink. Meist ist es Bier. Wer hätte das gedacht. Sie plaudern über die Arbeit, die Börse und den Sport.

Mode nutzen die Londoner, wenn es keine Arbeitsbekleidung gibt, als eine Form zur Selbstdarstellung, habe ich manchmal das Gefühl – und das nicht nur bei Frauen. Die Männer lassen sich nicht lang bitten und stehen den Frauen in Sachen Mode und extrem individuellen Outfits in nichts nach. Diesen typischen ‚London Look‘ gibt es wirklich. Bis auf die Rothaarigen, die sich genauso selten zeigen wie Zugvögel im Winter, ist es so, wie man es aus unseren Magazinen kennt. Wild, locker, lässig und vor allem bunt gemischt. Haarekämmen ist anscheinend ein No-Go, wenn man den London Trend nacharmen will und das bei Frauen und Männern gleichermaßen. Bei den Damen heißt es momentan „Weniger ist mehr“, weswegen sie dezentes Make-up tragen und dafür starkes Contouring betreiben.

Undone Frisuren‚ sind der Renner und passen perfekt zu jedem Look und je nach Hautfarbe schimmern im Haar verschiedene Highlights. Nach dem Ombré Look scheinen Highlights wieder ein Muss zu sein oder es sind die ausgewaschenen Reste der Ombré Frisuren. So oder so, es sieht gewollt und gut aus. Der Naturlook scheint aber noch weiter zu gehen. Frei nach dem Motto „Lass wachsen“ sieht man überall Haare. Zurück zur Natur oder eher wieder so ein Öko-Trend? Fakt ist, Achseln und Beine werden nicht mehr rasiert und in den kurzen Röcken und Hosen gerne und ohne Scham zur Schau gestellt. Das ist mutig!!! Es scheint aber auch niemanden zu stören. Andererseits würde man selbst sicher auch niemanden darauf ansprechen, dass er/sie/es nicht rasiert ist. Ist ja jedem seine Sache.

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Und so tragen die Männer oft mal den sexy 3-Tage-Bart, der gepflegt echt heiß aussehen kann. Aber Vorsicht, zwischen heiß und Penner-Look liegt hier nur ein schmaler Grat. Auch BH’s gehören anscheinend der Vergangenheit an. Ich glaube, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele frei baumelnde Brüste auf einmal gesehen. Was die Kleidung angeht, sind die Londoner echt kälteresistent. Kurz, kürzer, Londons Röcke. Selbst jetzt zu den beginnenden kalten Herbsttagen, in denen ich schon mit Schal und Jacke rumlaufe, tragen Londons Damen kurz, mit oder ohne Kniestrümpfe – ganz egal. Was bei den Frauen kurz ist, bedeutet bei den Männern eng. Dunkle Röhrenjeans sind das Outfit der London-Boys. Ach ja, die Wollmütze nicht zu vergessen. Haare werden ja eh nicht gekämmt. Also drüber die Mütze. Der lange Mantel dazu ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen beliebt und sieht auch gut aus.

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Jedes Modell ist erlaubt und wird tatsächlich auch getragen. Es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Hauptsache es werden Kontraste und verschiedene Statements gesetzt. Meist ist das Oberteil einfarbig und schlicht gehalten, währenddessen das Unterteil dem Outfit, ob kurz oder lang, Hose oder Rock, mit grellen Farben, auffallenden Mustern oder dem gewissen Retro Chic, den Kick verleiht. Und so wie ich das sehe, ist es ganz wichtig, den Mantel offen zu tragen und dieser darf bloß nicht zum Rest des Outfits passen. Auch das finden beide Geschlechter gleichermaßen toll. Was die Schuhe angeht, ist mal wieder alles erlaubt. Wirklich alles!! Erst kürzlich sah ich eine ältere Dame, perfekt geschminkt, Haare top, in Gucci gekleidet, Tasche, Brille, Ringe, Uhr, Schal, das ganze Programm und dazu trägt sie Jogginghosen mit Primark Flip Flops. Da frage ich mich, wieso so viel Mühe obenrum, wenn’s nicht für untenrum reicht? Aber so scheinen sie wohl zu sein, die Londoner. Besonders und eigen.

Schaut auch mal auf meiner Instagram-Seite readthetrieb_uk vorbei, um zu sehen, was ich sehe.