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Der Sommer ist vorbei und ich beschließe noch spontan, in die Sonne zu fliegen. Kreta, da soll die Reise hingehen! Die sonnige Insel irgendwo zwischen dem Libyschen Meer und dem Mittelmeer. Ich freue mich ein letztes Mal in diesem Jahr auf Sommer, Sonne und frische Granatäpfel vom Baum. Wir fliegen von Weeze, in Nordrhein-Westfalen mit Ryanair. Nach dem Schlangestehen, um zur nächsten Schlange zu gelangen, werden wir irgendwann nach dem Boarding in einen Bus gequetscht. Eine dicke Frau im ausgewaschenen Jeanshemd und mit bleichem orangefarbem Lippenstift bekommt neben mir schon fast eine Herzattacke vor Aufregung. „Es gibt nicht für alle Sitzplätze!“, stellt sie empört fest und hält sich dabei krampfhaft an den schwitzigen Deckenschlaufen des Buses fest und wird bei jeder Kurve halb durch den Bus geschleudert, sodass ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann.

Wir werden auf die Landebahn geschoben und stehen Schlange, um ins Flugzeug zu gelangen. Kurz vor dem Erreichen der Gangway fuchtelt ein gut aussehender Fluglotse mit greller Warnweste und Walkie Talkie in der Hand wichtig mit den Armen und hindert uns am Passieren der Gangway. Er schlägt die Hände vors Gesicht und bellt in sein Walkie Talkie, dass alle Passagiere wieder aussteigen müssen. Flugzeug kaputt. Wir werden in ein anderes verfrachtet. Die Jeanshemdtragende ist einer Ohnmacht nahe und versucht, im Bus mit mir ein Gespräch anzufangen. Dieses wird glücklicherweise durch eine weitere scharfe Kurve verhindert.

Da wir keinen Aufpreis für unsere Sitzplätze zahlen wollten, beschloss Ryanair, uns auf die hintersten Plätze zu setzten, hinter die Wand, die unsere Plätze von der Toilette trennte. Die Jeanshemdtragende und ihre Freundin im grünen Kittel wollten wohl auch sparen und sitzen durch den Gang getrennt gleich neben uns. Ihre Freundin hat gleich wieder etwas zu meckern. Der Gurt passt nicht, da sie ebenfalls etwas fülliger ist. Wir können nicht starten, da sie sich nicht anschnallen kann. Irgendwann bringt der russische Steward mit dem Namen Dimitri einen grellroten Anpassungsgurt. Er passt und wir fliegen endlich los.

Da wir direkt hinter der Toilettenwand sitzen, können wir unsere Sitze nicht nach hinten klappen. Die vor uns allerdings schon. Dieses wird auch sobald wie möglich in Anspruch genommen… Ihr erkennt das Dilemma, dass sich hier abzeichnet? Vor mir habe ich den Sitz drei Millimeter vor meinen Augen, neben mir die Schlange, die sich vor den Toiletten bildet. Ich versuche trotzdem, irgendwie zu schlafen. Leider hören wir durch die dünne Wand sämtliche Klogeräusche, vor allem aber die Spülung, die durch den Druck unsere Sitze beben lässt. Ich stopfe mir Ohropax in die Ohren und es gelingt mir tatsächlich, einzuschlafen.

Dreieinhalb Stunden später landen wir unsanft in Chania, einer Hafenstadt auf Kreta. Die Leute klatschen trotzdem. Ich nicht. Irgendwie ist mir das immer peinlich und ich schäme mich ein bisschen fremd. Aber auch der Applaus geht vorbei und wir können aussteigen. Wie gut, dass uns mein Freund Nikos abholt. Nachdem wir einen schönen, starken Kaffee getrunken haben, fährt er uns ins Hotel. Ein echtes Schnäppchen, 12 Nächte für 300€ – und das für zwei Personen. Dafür ist das Zimmer sauber und es gibt einen schönen Pool. Das Meer ist einige Kilometer entfernt, aber wir leihen uns einen Roller für unseren Aufenthalt.

Die ersten Tage sind einfach nur entspannend. Pool oder Meer, gutes Essen, keine Parties oder besondere Highlights – Ich genieße es einfach, nichts zu tun. Chania ist eine schöne, alte Stadt und wurde von Venezianern und Türken besetzt. Diese sind lange weg, aber ihre Gebäude geblieben und dieses verleiht Chania einen ganz besonderen Charme. Am alten Hafen lassen wir es uns gut gehen und essen Muscheln und Garnelen. Zudem gibt es ständig Raki. Eine weitere typische kretische Vorspeise ist: Dakos. Dieses ist altes, hartes Brot, welches zwei Mal im Jahr gebacken wird. Unter Wasser wird es kurz aufgeweicht, darüber kommt ein Mus frischer Tomaten mit Olivenöl sowie sämiger Ziegenkäse mit Tomaten. Überhaupt werden fast alle Speisen mit Olivenöl zubereitet. Angeblich das Beste der ganzen Welt. Die Menschen auf Kreta haben eine überdurchschnittliche Lebensdauer, welche sie unter anderem dem guten Olivenöl zuschreiben.

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Die Strände sind ganz annehmbar, nur ziemlich vollgestopft mit internationalem Publikum. An einem weiteren Tag holt uns Nikos mit dem Auto ab. Wir fahren nach Agios Nikolaos an die Westküste. Dieser Strand haut mich echt um. Er nennt sich Thalassa Beach. Es gibt hier hellen Sand und überall große Felsbrocken. Dieser Strand ist eher alternativ und auch FKK- Liebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Das Wasser ist wunderschön türkis gefärbt und ganz klar. Es gibt sehr viele Sandbänke und Molen. Hier sitzt man wie in der Badewanne und auf dem Grund kann man unzählige kleine, große und bunte Fische sehen. Diese Fische sind gar nicht scheu und beginnen nach einer Weile, die Haut anzuknabbern. Ein kostenloses Fisch-Spa!

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Nikos zeigt uns zwischen den Felsen den alten, heiligen Ort, von dem man nur erahnen kann, dass dieser mal irgendwann eine Stadt war. Später durften wir Gast bei Nikos Eltern sein. Die Gastfreundschaft der Kreter ist wirklich unglaublich. Wir trinken Raki in Massen, vor dem Essen, währenddessen und danach. Nikos Mutter hört nicht auf, uns aufzutischen. So viel kann man gar nicht essen. Doch das Essen ist noch lange nicht vorbei. In Griechenland gilt es als sehr unhöflich, nichts zu essen, wenn man etwas angeboten bekommt… und so essen wir brav weiter, bis wir denken, dass wir gleich platzen. Dann wird es Zeit für den nächsten Raki und danach wird schon wieder aufgetischt. An diesem Abend rollten wir glücklich nach Hause.

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Wir fuhren am nächsten Tag nach Spili, ein wunderschöner, kleiner Ort in den Bergen. Die Venezianer haben hier kleine Brunnen mit wasserspeienden Löwenköpfen erbaut. Das Wasser aus der alten kretischen Quelle soll unsterblich machen. Ich bin gespannt… Unsere Tour geht weiter zu dem wahrscheinlich schönsten Strand der Insel. Er liegt nahe des Klosters Moni Preveli. Nach unserem Strandausflug fahren wir weiter an die Südküste. Frangokastello heißt der Ort und ist nach seiner beeindruckenden Burganlage mitten am Strand benannt. Wir fahren trotzdem weiter in meinen Lieblingsort Imbros. Die Fahrt überstehe ich mit Reisetabletten, da wir uns durch das Gebirge schlängeln müssen und die Orte nur durch äußerst kurvige Straßen zu erreichen sind.

Kreta ist bekannt für seine vielen Schluchten. Allerdings interessieren sich die meisten Touristen nur für die Samaria-Schlucht. Diese zu durchqueren, dauert ca. sieben Stunden und das ist bei Hitze äußert anstrengend. Am letzten Abend gehen wir noch einmal aus. In der Nähe des Hafens gibt es viele Bars. Einige werden von US-Marine-Soldaten stark frequentiert. Es wird eine lustige, feucht-fröhliche Nacht, mit schlimmer Dancefloor-Musik. Die Mädels an der Bar animieren alle zum Trinken mit lustigen Trinkspielen, die die Gäste jedes Mal haushoch verlieren und dann alle zu Shots einladen müssen. Irgendwann ist es dann auch Zeit, nach Hause zu gehen.

Am nächsten Tag geht unser Flieger zurück nach Weeze. Bei Ryanair muss man 24 Stunden vorher einchecken und die Tickets ausdrucken. Leider ist uns dieses nicht gelungen. Das eine Internetcafé hatte geschlossen, das andere keinen Drucker. Bei uns an der Rezeption war das Internet zu langsam… Wir dachten also, dass wir uns die Tickets auch am Flughafen ausdrucken können. Dieses war auch möglich, allerdings wurde eine Gebühr von 70€ pro Person fällig! 70€ für ein Blatt Papier! Unglaublich! Auch wenn Ryanair eine holprige Vorstellung von Service hat, kann ich Kreta auf jeden Fall empfehlen. Die Insel ist einfach wunderschön und vielfältig. In diesem Sinne: auf den nächsten Urlaub! Jamas!

Bildquelle: Readthetrieb