Kaffee zum Mitnehmen bitte. To go, ja? Ja, zum Mitnehmen. Gut, dann haben wir da zwei Sorten, einmal den Kaffee Arabica oder den Columbia Morning. Welcher von denen kommt denn normalem Kaffee am nächsten? Mir schmecken beide. Gut…dann nehme ich den Columbia. Milch oder Zucker? Nein. Sojamilch? Bloß nicht! Alles klar, 3,40€ bitte. 3,40€?! Ja, das ist der Columbia…
-Kaffee Dialog
Regie: Jan-Ole Gerster
Hauptrollen: Tom Schilling, Marc Hosemann, Friederike Kempter
„Oh Boy“. Das ist nicht nur ein Ausspruch, den man bringt, wenn mal wieder etwas so richtig danebengegangen ist. Nein, das ist auch ein Film, in dem das Leben des Hauptdarstellers mal so richtig aus den Bahnen gerät. Der Film spielt in Berlin und zeigt einen Tag und eine Nacht des spät 20ers Niko Fischer und wie er grade sein Leben vermasselt.
„Oh Boy“ hat dabei keinen so richtigen Anfang, keine Klimax und auch kein so wirkliches Ende, es bricht einfach nur ein neuer Tag an, ganz so wie im echten Leben. Im Film sehen wir die vielen Facetten von Berlin. Vom überteuerten Kaffee im Schwabennest über die Drogenticker-Jugend, einfältige und selbstverliebte Schauspieler bis hin zu „Theater-Kunst“ und asozialem Packvolk ist so wirklich alles vertreten, was Berlin zu dem macht, was es heutzutage ist. Ein riesig großer Mesokosmos.
Der Film mischt Melancholie mit einer Prise Fremdschämen und viel schwarzem Humor. Er ist komplett in Schwarzweiß gehalten und auch sonst sehr minimalistisch aber grade das steht ihm gut zu Gesicht. Und doch ist er kein purer Kunstfilm. Er zeigt eher, wie viele gute Schauspieler das deutschsprachige Kino doch zu bieten hat.
Es ist gut möglich, dass sich jeder, der sich „Oh Boy“ ansieht, einen Teil von sich selbst in ihm wiederfinden wird. Egal, ob man grade sein Studium abgebrochen hat oder merkt, wie man so ganz und gar an Beziehungsunfähigkeit leidet, Papi auch noch den Geldhahn zudreht, oder man nur auf der Suche nach sich selbst ist, „Oh Boy“ ist eine Episode aus dem Leben von uns allen.
