Beim Berghain scheiden sich schnell die Geister. Die einen finden den Hype überdreht, die Türsteher zu grimmig und die elitäre Aufmache des Technoclubs lächerlich. Die anderen feiern das Berghain regelrecht als Kirche des Techno, als den Club der Clubs, mit schlichtweg keinem anderen Laden zu vergleichen.

Als allererstes, ja, es würde wirklich nicht schaden, wenn die Türsteher einem wenigstens ein Lächeln schenken könnten. Und wie sich einige Raver daran aufgeilen, die Tür geschafft zu haben, kann machmal schon nerven. Ebenso wie der unausgesprochene all black Einheitslook. Aber ist man dann im Club und schaut hinter die oberflächlichen Fassaden, sieht man eine schöne Gemeinschaft, die vor allem eins ist- friedlich. Die Lack-und Lederschwulen, verwirrte Touristen, Technoveteranen und Vollzeitraver, so unterschiedlich sie auch sind, auf der Tanzfläche, wenn der Bass durch die Function One dröhnt, sind alle plötzlich gleich.

Doch es ist nicht nur die Musik, die das Berghain so magisch werden lässt, es sind die sozialen Gefüge. Natürlich kann man es den Abgewiesenen nicht verübeln, die Arbeit der Türsteher infrage zu stellen und selbstverständlich ist die Auswahl der Bouncer nicht immer nachvollziehbar oder gerecht. Das Entscheidende ist jedoch, dass man im Berghain neben der Hipster-Meute auch Outcasts aller Art antrifft. Das geht von Fetis, bis hin zu der gesammten Gay-Szene, über ethnischen Minderheiten und Menschen, die einfach nur freaky aussehen. Und das ist nicht nur cool, sondern einfach wunderschön. Schließlich werden den Menschen, die im Alltag oftmals diskriminiert werden, ein sicherer Raum geboten. So traurig es auch ist, das Berghain ist der einzige Club, in dem meine Freundin und ich nicht ein einziges Mal angemacht worden sind. Während in den anderen Läden es ständig passiert, dass hetero Männer unsere lesbische Beziehung fetischisieren oder sie gar nicht erst ernst nehmen, so ist sie den Besuchern des Berghains schlichtweg egal. Niemand schaut dich komisch an, es ist ein Ort jenseits von Homophobie und Intoleranz. Es scheint fast wie eine Utopie, der Club zeigt uns, wie unsere Gesellschaft sein könnte, wenn wir uns endlich nicht mehr an Dingen wie Sexualität, Race und anderen Konstrukten aufhalten würden. Und diese Utopie ist leider immer noch einmalig. Somit bleibt das Berghain unendlich wichtig für alle diskriminierten Gruppe, hier fühlen wir uns wie die privilegierten Schichten sich immer fühlen- nämlich sicher und frei.

Wenn du also das nächstes Wochenende vor dem Berghain stehst und dich die bösen Jungs von der Tür abweisen, vielleicht, ganz vielleicht, gehörst du nicht zu diesen Outcasts, die das Berghain ausmachen. Oder aber der Türsteher hat es dieses mal einfach nicht geschafft, so tief in dich hineinzustarren, um dein Dazugehören zu erkennen.