Wer beharrlich behauptete Mode könne nicht politisch sein, der wurde in den vergangene Monaten hoffentlich vom Gegenteil überzeugt. Selten positionierte sich die Modewelt so deutlich als eigene und vor allem wichtige Macht in der politischen Welt. Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour zeigte sich in der Front Row nur noch mit den knalllpinken Button der Organisation Planned Parenthood, das W Magazin versammelte 81 bekannte Persönlichkeiten der Modebranche in dem Statement-Video „I am an Immigrant“ und die Kleidung wurde dank prägnanter Aufdrucke zum Sprachrohr der Designer.
Auch das neue Accessoire, das die Laufstege und Straßen erobert hat, setzt ein Zeichen für Mitmenschlichkeit. Das weiße Bandana, jenes quadratische Baumwolltuch mit schwarzem Paisley-Druck, war auf fast allen großen Laufstegen mindestens einmal zu sehen. Gigi Hadid trug es auf dem Laufsteg bei Tommy Hilfiger in L.A., Prabal Gurung band es seinen Models während der Show in New York um die Handgelenke. Die Gäste der Modenschauen von H&M sowie Christian Dior fanden das weiße Bandana sogar als Geschenk auf dem Sitzplatz, um es danach selbst mit Stolz am Handgelenk oder an der Tasche zu tragen.
Stolz eben darum, weil das weiße Bandana nicht nur trendiges Accessoire ist, sondern eine wichtige symbolische Bedeutung hat. Denn das Accessoire, das vor Jahren in Problembezirken der USA als Erkennungszeichen der Straßengang Bloods und Crips galt, ist nun das Erkennungzeichen einer Kampagne, die sich für Zusammenhalt über die Grenzen von Geschlecht, Rasse und Religion hinaus einsetzt.