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Letztens sah ich eine Doku wo eine schwer krebskranke Patienten im Endstadium zu einem Schamanen in die Amazonas pilgerte. Ihre einzige Hoffnung den Krebs zu besiegen, war eine spezielle Kur. Das alles faszinierte mich so, dass ich mich sofort nach dem Verfahren erkundigte. Dieses Thema ist bei Naturheilkundlern, Yoga Lehrern sowie renommierten Wissenschaftlern derzeit hoch aktuell und sehr beliebt, wird allerdings nur unter vorgehaltener Hand besprochen. Ein Freund, welcher ebenfalls diese Reinigungstour unternommen hat, empfohl sie mir unbedingt zur Stärkung meiner mentalen Kräfte und um meinen Körper zu reinigen. Also besorge ich mir kurzerhand ein Tiergift, allerdings nicht in Peru bei den Inkas, sondern hier in New York City bei einem asiatischen Naturheilkundler, welchen ich seit Längerem kenne. Mein Betreuer, so will er genannt werden, tauscht seine Nummer mit mir aus und ist nun für meine Reise der Rettungsanker, sollte etwas schief gehen. Er wird am Telefon permanent verfügbar sein und mich beraten.

Der erste Tag beginnt wie eine starke Erkältung, Kopfschmerzen, leichte Gliederschmerzen und Frostanfälle. Ich lege mich einfach hin und denke mir nichts schlimmes. Nach 4-5 Stunden werde ich allerdings schweißgebadet wach und habe starke Magenschmerzen. Ich trinke etwas Wasser und versuche weiter zu schlafen. Plötzlich höre ich, wie jemand im Raum redet, es ist eindeutig meine eigene Stimme. Ich liege hier wie eine zweite Person völlig unbeteiligt am Monolog und frage mich, wieso rede ich, wenn ich gar nicht denke.

Am nächsten Mittag geht’s dann los, extrem starke Gliederschmerzen und Schweißausbrüche begleitet mit Fieber.

Der Reise-Rhythmus beginnt jetzt. Er besteht aus Schlaf und Halbschlafzuständen, die Bewusstseinszustände sind verschwommen, das Zeitgefühl verschwindet schlagartig . Mitten im Schlaf fühle ich, wie mir etwas den Hals zuschnürt und meine Luft weg bleibt. Ich schlage wie wild um mich, als würde ich einen Gegner bekämpfen. Plötzlich, nach einigen harten rechten und linken Haken beginnt die Atmung wieder normal. Ich erinnere mich an das, was mein Betreuer mir sagte, du kämpfst gegen echte Dämonen, du siehst sie nicht aber sie sind vorhanden und werden dir das Leben in dieser Zeit, versuchen so schwer als möglich zu machen. Du musst sie alle besiegen, um durch diese Reise unbeschadet zu gelangen.

Als ich ein paar Stunden später wieder wach werde sind die Muskel und Gliederschmerzen so stark, dass ich nicht mehr ohne extreme Schmerzen aus dem Bett zum Bad, die 2-3 Meter, laufen kann. Kontrollierte Bewegungsabläufe sind kaum noch möglich, starke Schweißausbrüche und Schwächeanfälle machen es unmöglich sich normal zu bewegen.

Der Zustand der Schmerzen und der Zustand der Erschöpfung werden jetzt so stark, dass es nur noch möglich ist im Bett zu liegen, aufstehen ist nicht mehr möglich. Gleichzeitig beginnen jetzt die Halbschlaf Albtraumphasen, wie angekündigt.

Bei mir laufen jetzt Diskussionen, wie in dem Film „Matrix“ ab. Hinter mir die Bildwand, man sieht sich selbst hunderte Male und jedes Selbst verwickelt mich in kontroverse Diskussion über die Firma, das Leben und weltanschauliche Themen. Es gibt bei diesen Diskussionen mit sich selbst keine Übereinstimmung, immer wenn ich eine Frage beantwortet habe, wird sie neu gestellt mit veränderten Variablen, so dass das Ergebnis niemals am Ende stimmen kann. Es ist unmöglich alle Fragen zur Zufriedenheit zu beantworten. So geht dass nicht, sagt mein Gehirn! Da fällt mir etwas aus der Mathematik ein, also Leute hört mal zu. Alle natürlichen Zahlen zwischen 1 und 10 addiert oder multipliziert  mit allen natürlichen Zahlen zwischen 1 und 10 ergeben jeweils einen Mindestwert und einen maximalen Wert als Ergebnis. Somit werden alle meine Antworten und alle Ergebnisse innerhalb dieser mathematischen Struktur liegen. Egal, was ihr mich fragt, alles wird in diesen kommuntativen Halbring erfasst.
Die Wand ist plötzlich verschwunden, dafür habe ich jetzt mindestens 20 Stunden verbraucht und fühle mich überlegen. Ich habe diese Aufgabe mathematisch, philosophisch gelöst.

Als ich danach wieder wach werde, sehe ich mich einem völlig neuen Zustand konfrontiert, mein Gleichgewichtssinn ist nicht mehr vorhanden. Ich stehe auf, verliere das Gleichgewicht und falle einfach hin. Was ist jetzt los? Ich bekomme leichte Panik und Angstzustände. Bisher kontrollieren mich starke Schmerzen, Schüttelfrostanfälle, Schweißausbrüche und Kraftlosigkeit und jetzt noch das! Ich überlege: klar, mir fehlt Flüssigkeit, habe seit über 20 Stunden mindestens nichts getrunken. Der Weg zur Küche, (10 m) wird im Kriechen zurückgelegt, es dauert ewig bis ich in der Küche ankomme.
Der erste Liter Wasser verschwindet förmlich auf ex, aber es geht mir auch sofort besser. An die Küchenwand gelehnt schlafe ich zufrieden ein. Als ich wach werde habe ich keinerlei Zeitgefühl mehr, ich verspüre dafür einen starken Brechreiz.
Es kommt allerdings nichts, weil ich ja auch nichts im Magen habe. Erst jetzt bemerke ich, ich habe tagelang nichts gegessen. Eine halbe Banane passt jetzt gerade noch rein, mehr nicht, denn mein Magen ist sofort zu.
Ich beschließe daher in der Nähe der Küche zu bleiben, um mehr zu trinken und um mehr zu essen. Es funktioniert, ich trinke in den nächsten Stunden eine ganze Flasche Wasser und beisse immer wieder kleine Stücke von der Banane ab. Allerdings habe ich mein Bett eine Nacht nicht mehr gesehen und schlafe in der Nähe der Küche.

An die Schmerzen habe ich mich inzwischen gewöhnt, mein Gleichgewichtssinn kommt nach geschätzten zwei Tagen langsam zurück. Ich kann nun wieder aufrecht zum Bad gehen. Mitten im Schlaf stelle ich plötzlich unerträglich starker Magenschmerzen fest. Ich sitze nur noch auf Toilette es hört nicht auf. Nun erinnere ich mich wieder an die Aussage meines Betreuers ,wenn der Reinigungsprozess beginnt, hat dein Körper den Kampf fast gewonnen.

Ich lasse mir also ein Bad einlaufen und liege im heißen Wasser, um meinem Körper mit Wärme zu unterstützen. Trinke und trinke literweise Wasser und denke nur noch: Reinigung, Reinigung ,Reinigung. So wie ich es oben rein kippe, kommt es unten wieder raus.

Innerlich fühle ich mich jetzt sauber, der Kopf wird etwas frei für eigene Entscheidung, unbeeinflusst von den ganzen Schmerzen. Ich schaffe es inzwischen wieder im Bett zu schlafen, alle Zustände haben sich leicht verbessert und ich hoffe es ist bald vorbei. Irgendwann, einige Stunden später, keine Ahnung welcher Tag inzwischen ist, habe ich plötzlich Durst auf Säfte, Cola , Milch. Ganz egal, auf alles was man trinken kann.
Ich beschließe daher gegenüber vom Wohnblock zum Späti zu gehen, um alles einzukaufen wonach mir gelüstet. Es gibt lediglich ein Problem, ich verfüge kaum noch über körperliche Kräfte und zittere bei der kleinsten Anstrengung!
Egal, ich will es probieren: also Schuhe anziehen, dicke Winterjacke gegen die Kälte und meine Schüttelfrostanfälle. Als ich mit dem Fahrstuhl zum Eingang fahre kommen die ersten Schwächeanfälle, jetzt ist es reine Willenskraft. Im Eingangsbereich vor der Tür, kurze Konzentrationsübung – ich schaffe es !!!! Tür auf zur Straße, ein arktischer Windsturm drückt mich an die Wand. Der Wind muss mindestens Windstärke zwölf haben, so fühlt es sich jedenfalls an. Alles verschwimmt vor meinen Augen, das ist nicht real, das kann nicht sein.
Ich erinnere mich an meinen Betreuer. Er sagt: kommen nicht reale Zustände in deinen Wachzustand, stell dir sofort die drei Fragen, wie heißt du, wo bist du geboren und wie lautet der Mädchenname deiner Mutter. Gas Gehirn braucht jetzt Orientierung, ansonsten ist es völlig verloren. Also alle drei Fragen werden korrekt beantwortet, weiter geht’s. Als ich am Straßenrand stehen muss ich meine Kräfte sammeln, jetzt kein Risiko eingehen, denn die Straße ist stark befahren. Ich warte die volle Fußgängerphase ab ( 20 Sekunden). Um die 50 m zur anderen Strassenseite zu überqueren benötige ich  meine gesamte Kraft.

Ich bewege mich nur noch im Zeitlupenmodus. Für 35 m brauche ich 18 Sekunden, am Späti angekommen fühle ich mich wie ein Olympia Gewinner. Ich bestelle mit zitternder Stimme Cola, Milch und Orangensaft, lege das Geld auf den Tisch, nehme meine Bestellung und verzichte auf das Rückgeld.

So raus aus dem Späti und jetzt das gleiche wieder zurück, volle Fußgängerphase abwarten und los geht’s. Diesmal waren es nur 15 Sekunden ,allerdings sacke ich völlig entkräftet vorm Hotel zusammen und sitze auf dem Blumentopf. Ich brauche unbedingt eine Pause, meine Kraft ist aufgebraucht. Oben im Zimmer angekommen falle ich sofort ins Bett und schlafe ein.
Als ich wach werde öffne ich als erstes die Cola, die Flasche ist sofort halb leer und ich merke zum ersten Mal wieder so etwas wie Körperkraft und Lebensgefühl. Am nächsten Tag werde ich auf mit starkem Hunger wach, alle Schmerzen haben deutlich nachgelassen, es fühlt sich nur noch an wie bei einer Grippe. Es ist der erste Tag an dem ich wieder bewusst Tag und Nacht Zustände wahrnehmen kann.
Am nächsten Morgen ist Sonntag, ich war also eine komplette Woche im Delirium und habe rückwirkend kein Zeitgefühl.
Ich kontaktiere meinen Betreuer und melde meinen Zustand. Ab jetzt sind es noch zwei Tage, danach ist man gesund und gereinigt, sagt er.

Nachdem ich wieder im Besitz meiner Kräfte war, besuchte ich meinen Betreuer für ein Abschlussgespräch. Meine Uhr war 1 Stunde und 33 zurückgestellt, also fehlen mir 1 Stunde und 33 Minuten. Seine Definition dafür: du warst 1 Stunde und 33 Minuten zwischen den Welten. Meine Definition dafür lautet eindeutig: Zeitdilatation !!!

Fazit: Einmal reicht, ein zweites Mal werde ich es auf keinen Fall machen.Ich fühle mich tatsächlich stärker und frischer, die Reise hat gehalten, was sie versprochen hat.
Empfehlen kann ich es auf jeden Fall, nur solltet Ihr bereits vorher schon mental stark sein und Schmerzen müsst ihr aushalten können.