Mode soll zum Träumen einladen! Doch nach Oversize und dem DHL-Shirt gab es diesmal Mode für Jedermann. Die aktuelle Herbst/Winter Kollektion von Vetements könnte nicht weiter weg von Träumen und näher an der Realität sein. 36 Stereotypen – vom Punk bis zum Streber – schickte das französische Kollektiv über den Laufsteg. Ihre sozialen Uniformen – frei interpretiert nach Vetements.
Zusammen mit der Einladung zur Show gab der Designer eine Liste an Stereotypen heraus, darauf unter anderem zu lesen: „Police Woman“, „Social Worker“, „Emo“ oder „Miss Webcam“. Die Show war ein Ritt durch bestimmte Gesellschaftsgruppen, mit denen viele, die in der ersten Reihe der Show saßen, wahrscheinlich noch nie in Berührung gekommen waren: Etwa der Stereotyp des „Punk“, des „Trash Metal“ oder der des „Goth“. Aber auch die Geschäftswelt war durch den Stereotyp des „Brokers“ vertreten. Es war alles versammelt, was sich in der modernen Welt oder vor allem in modernen Städten vertreten ist. Die elegante ältere Dame, die die Show eröffnete, mit einem Hybrid aus zwei Pelzmänteln und einem knielanges Etuikleid mit aufgezeichneten Schnittlinien, mit denen es sich eigenhändig bis auf Pokantenlänge kürzen lässt. Der deutsche Tourist mit hochgezogenen Socken und auf Bauchnabelhöhe sitzender Dreiviertelhose. Er trägt einen polizeigrünen Sweater mit dem Aufdruck „Ich komm’ zum Glück aus Osnabrück“.
Die Models überholten sich gegenseitig, liefen aneinander vorbei, gingen ruppig, jeder auf sich selbst gerichtet. So wie im echten Leben eben.
Seine Botschaft untermalte das Kollektiv auch dadurch, dass es auf einigen Hoodies französische Nationalflaggen unter dem Vetements-Logo anbrachte. Das wirkt wie die Hoffnung auf Vereinigung, auf Zusammenhalt. Dieses Jahr wird in Frankreich gewählt, die Wahl wird entscheidend für die Zukunft Europas sein. Es geht aber nicht nur um Frankreich, die ganze Welt muss zusammenhalten.
Kann Mode noch politischer sein als das?
