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Wenn man heute durch die Welt des Online-Shoppings driftet und nach einem Teil sucht, fällt einem oft auf, wie groß manche Preisspannen sind, obwohl es sich um ein ähnliches Produkt handelt. Angenommen, man sucht ein einfaches weißes T-Shirt und geht auf die Suche. Fast-Fashion-Labels wie Primark verkaufen Basic Teile manchmal bereits ab 5 EuroMade in Bangladesh„, bei Zara kann es schon 25 Euro kosten, „Made in Turkey„, und dann gibt es die hochwertigeren Labels, wie Armani, die Shirts für 80 Euro „Made in Italy“ verkaufen.

Nun kommt es zur Qual der Wahl, jedes Teil hat klare Vor- und Nachteile. Seien es der rekordverdächtige Niedrigpreis gegen die Tatsache, dass in Bangladesch mit teils menschenverachtenden Umständen produziert werden oder der scheinbar modisch qualitative Unterschied, den „Made in Italy“ mit sich bringt. Immerhin ist Italien mit Frankeich die Mutter des guten Kleidungsstils und von Skandalen hört man auch nicht viel, außer „Bunga Bunga“. Für das hochpreisige Shirt stemmt ebenfalls das  vermeintlich gute Gewissen, das man sich für die 80 Euro mit dazu kaufen kann – faire Bedingungen, Qualität und gutes Design, die heilige Dreieinigkeit eines jeden Modeliebhabers. Oder?

Die Etikettierung durch das „Made in“-Label ist zweifelsohne ein wichtiges Merkmal beim Kauf von Mode, doch wie sehr kann man sich darauf verlassen und wie wichtig ist dieses Qualitätsmerkmal?
In Deutschland sind wir bekannt für das Image, das „Made in Germany“ mit sich gebracht hat.
Vor allem im Bereich Maschinenbau ist dies ein Qualitätsstandard, der weltweit bekannt ist und die hiesigen Mechaniker und Industriellen streben stets danach, die hohe Qualität weiter garantieren zu können.
Auch auf andere mitteleuropäische Länder, wie Italien und Frankreich, wird ein hoher Qualitätsstandard einfach angenommen, was zum Teil auch gerechtfertigt ist. Überall, wo es gesetzliche Mindestlöhne, feste Arbeitszeiten und geregelte Gesundheits- und Sozialleistungen gibt, kann man von fairen Produktionsbedingungen sprechen.
Aber was ist mit den Ländern, die vom Prinzip des Lohndumping befallen sind? Allen voran sind es asiatische Länder, darunter Kambodscha, Bangladesch, Indien oder China.
Durch instabiles Arbeitsrecht, katastrophale soziale Gegebenheiten und Korruption der öffentlichen Institutionen ist es möglich, die Arbeiter auszubeuten und die billigsten (und für Unternehmen profitabelsten) Konditionen durchzuboxen.
Ein Problem ist aber die Produktionskette, die trotz allem undurchsichtig bleibt. Ein hoher Preis garantiert keine gute Qualität und erst Recht keine guten Bedinungen. Oftmals werden Luxuskleidung und Billigwaren sogar in der gleichen Fabrik genäht. Und selbst, wenn in einem Shirt ein „gutes“ Herkunftsland angegeben ist, kann man der Etikettierung nicht so recht vertrauen. Sobald auch nur die Knöpfe am Ende in Italien angenäht werden, darf sich das Kleidungsstück mit dem Titel „Made in Italy“ rühmen – die zweifelhafte Vergangenheit der vorigen Produktionsstätten werden aber nicht dokumentiert.

Doch die Käuferschaft befindet sich gerade im Umbruch. Das Vertrauen in die üblichen Verdächtigen, wenn es um skandalöse Produktionsmethoden geht, sinkt rapide und immer mehr Menschen wollen einen Beweis bezüglich Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen. Nach dem katastrophalen Fabrikeinbruch in Bangladesch hat sich sogar H&M-Chef Karl-Johan Persson für ein internationales Siegel für fair produzierte Mode ausgesprochen.

Was man dagegen tun kann? Die Beantwortung dieser Frage ist schwer, denn mit dem Boykott der Kleidung aus fragwürdigen Ländern ist es nicht getan. Im Gegenteil, der Großteil der Menschen ist auf ihre Arbeit angewiesen, die auch ihre Existenz absichert.
Theoretisch ist es also nicht schlimm Kleidung zu kaufen, die in Bangladesch oder China produziert wird. Kritisch wird es erst, wenn diese Produktion unter menschenunwürdigen Bedingungen geschieht. Die einzige Möglichkeit ist also, Kleidung von Unternehmen zu kaufen, die sich offen gegen die Ausbeutung der Menschen aus den Produktionsländern aussprechen und aktiv werden.