Roberto Cavalli – Herbst Kampagne 2013


Wenn man morgens um sieben Uhr durch die Modestädte der Welt geht, noch schlaftrunken und auf Kaffee-Entzug, kann es durchaus vorkommen, dass man Sachen verwechselt. So wird eine Tasche mit Tier-Print schnell zum echten Tier – und auf einmal findet man sich in einem Fashion-Dschungel wieder: Pythons an der Ampel, Cavalli-Leoparden im Büro, Kenzo-Tiger im Bus.

Zwar sieht man halbjährlich immer die quirlige Meldung „Tier-Prints sind jetzt voll im Trend! Hier geht’s zur neuesten Giraffen-Kollektion!“ aber… Nein, meine Damen. Tier-Prints sind immer ein Trend. Sie sind zeitlos und erobern jede Saison den Laufsteg neu. Ob Lederjacke, Mantel, Kleid, Hose oder (Gott bewahre) Leggins – der Animal-Look macht vor keinem Kleidungsstück halt.

Aber wieso möchte man so aussehen wie ein Tier? Die Wurzeln des Animal-Trends sind sehr tief in der Geschichte verwurzelt.In den alten Zivilisationen galt der Glaube, dass man die Stärke des Tieres für seinen Körper erlang, wenn man dessen Haut trug und Blut trank.

Zum Beispiel gab es bei den Azteken die Elitesoldaten, die Jaguar-Krieger genannt wurden. Sie wurden auf dem Schlachtfeld gefürchtet, weil ihre Helme und Schilde, die mit dem Fell der Wildkatze beschlagen waren, ein Zeichen ihrer Stärke war.

Populärer und etwas modischer wurde es im 18. Jahrhundert, als die Kolonialisierung Asiens und Afrikas begann. Die Abenteurer brachten Felle von Tigern, Leoparden und Zebras in ihre Heimat. Die exotischen Muster zeigten den Reichtum sowie die internationale Macht des Trägers und wurden schnell reproduziert (natürlich nur von den Super-Reichen.)

Zwei Jahrhunderte später sorgten Sex-Symbole wie Lauren Bacall und Marylin Monroe dafür, dass die Muster eine verruchte Erotik und Sexappeal erzeugten. Sie – und der verrückte Hype, der dadurch kam – waren der Grund, dass die Muster in der modernen Gesellshaft populär wurden. Weshalb man Leo-Prints mit freizügigen Frauen mittleren Alters verbindet, die gerne mal an Zigaretten (oder auch sonstigen Drogen) ziehen, lasse ich mal außen vor.

Bezüglich Styling ist es offensichtlich, dass ein Animal-Print einem Outfit etwas Geheimnisvolles und Wildes gibt. Deshalb pusht es einen Look auch oft in Richtung stylish, wenn es zu langweilig wirken sollte. Hier sollte man aber aufpassen, dass man den Print gezielt und effektiv einsetzt, da er schnell sehr „billig“ wirkt. Entweder als Eye-Catcher an Accessoires oder Schuhen oder, wer mutig genug ist, auch mehr. Auf jeden Fall sollte man aber Wert auf hochwertige Prints legen – Niemand sieht gerne aus wie ein zahnloser Tiger.