Amerika brachte viele prägende Menschen hervor. Im Bereich der großen Poesie ist der Name Walt Whitman (1819- 1892) nicht wegzudenken, kaum einer beeinflusste die amerikanische, moderne Dichtung im 19. Jahrhundert so stark wie er.

Seinen Erfolg hat er seinen Themen zu verdanken- Naturverbundenheit und Volksnähe, gepaart mit vorerst schier unendlichem Optimismus. So könnte man sagen, dass Whitmans Gedichte den Geist vieler Amerikaner widerspiegelt und noch immer seine Aktualität beibehält.

Zwar hat Whitman nicht nur Poesie, sondern auch Prosa verfasst, so ist die Dichtung doch noch die größte Kunst, auch für ihn. Denn im Kontrast zur schönen Belletristik verlangte die Lyrik in ihrer Tradition ein strenges Regelwerk von Form und Schemata, dass die Worte in Kunst zu wandeln scheint. Auch wenn heute dieser Formzwang fast abgelegt sein mag, war es zu Lebzeit Whitmans noch Standart, die Norm zu wahren. Er verfasste so beispielsweise Lyrik im Blankvers, welcher biblische Tradition hat. Dieser Vers zeichnet sich durch einen fünfhebigen Jambus aus. Für alle, die im Deutschunterricht mental nicht immer voll da waren- es geht um Kadenzen und Metrik, ein systematisches Aufbrechen von Silben also.

Aber man braucht kein Amerikanistikstudium, um Whitmans Lyrik zu verstehen. Man braucht noch nicht einmal Abitur oder sonst ‚was. Nur ein paar Englischkenntnisse und die Anlage, sich von Literatur berühren zu lassen. Wörter nicht nur zu lesen, sondern auch zu spüren. Und da mag es plötzlich ganz gleich sein, ob Jambus, Trochäus oder wie die verflixten Metren alle heißen.

Nehmt Euch einen kühlen Herbsttag Zeit, schlagt Whitmans Lebenswerk „Leaves of Grass“ auf und verliert Euch zwischen den Zeilen, in Lobeshymnen an das Leben in seiner schönsten Form.

Weitere Info: www.whitmanarchive.org