Cakeboy – Issue 02

Queer Zines sind eine Welt für sich. Sie sind Teil einer schwulen Subkultur. Ihr Ziel ist es; sich sowohl inhaltlich als auch ästhetisch bewusst von den als uniform angesehenen schwulen Mainstream-Magazinen abzusetzen. Um die nötige Distanz zu gewinnen; orientieren sie sich häufig an Gegenkulturen wie dem Punk. Politische Inhalte treten bei Queer Zines in den Hintergrund. Im Fokus steht die gezielte Kombination von sexuell expliziten bis pornographischen Beiträgen und einem künstlerischem Anspruch, um eine einzigartige Ästhetik zu schaffen.

Wir zeigen dir drei Queere Zines die uns eine frische Sicht auf Gender und Sexualität bieten.

BUTT

Seit 2001 liefert BUTT, gefeiert als eines der besten existierenden Fagzines, queeren Lesestoff und radikal reale Ansichten aus der Szene. BUTT war von Anfang an anders als die schwulen Hochglanzblätter. Die Printausgabe wurde auf rosa Recycling-Papier und nur in Schwarz-Weiß gedruckt. Die Fotosprache bedeutete eine eindeutige Abkehr von glattgebürsteten Photoshop-Jünglingen, stattdessen radikaler queerer Realismus. Seit 2011 erscheint das Magazin nur noch digital. Unter der markanten Marke BUTT veranstalten die Gründer des Magazins, die Niederländer Gert Jonkers und Jop van Bennekom, Partys in San Francisco, New York, Berlin, Sao Paulo und diversen anderen Städten. Dazu passend jeweils die „Fag Maps„, schwule Metropolen-Stadtführer mit alternativen Ausgehtipps.

Mouthfeel 

Das großformatiges Zine berichtet wundervoll ironisch über die kulinarische Szene aus einer schwulen Perspektive. Im Kontrast zum Hauptthema des Magazins Kochen 8 (im Ernst) steht das vom Punk inspirierte Design. Mouthfeel ist eine Art Protest gegen die ganzen Mainstream-Kochbücher und -Zeitschriften. Die Macher packen Eiscremetüten über Vintage-Porno-Fotografien, befragen den schwulen Pin-up-Koch Taylor Boring und berichten über Berlins berühmte Currywurst. „Ich wollte die Kulturen, in denen ich lebe, näher zusammenbringen – eine Combo aus Essen, Kaffee, Humor, Hardcore und hier und da ein paar heiße Kerle, um es interessant zu machen. Für mich ist das eine natürliche Gleichung“, sagt Gründer und Chefredakteur Mac Malikowski. Seit Anfang des Jahres sind drei Ausgaben auf den Markt gekommen. Die Magazine sind schnell vergriffen. Die Interviews und Artworks findet man aber trotzdem auf ihrer Websites.

Cakeboy

Das 2015 gegründete Queere Zine „Cakeboy“ möchte die in der Gesellschaft festgetretenen Schwulenklischees und die Denkweise der Menschen gegenüber der LGTB-Community verändern. Mit seiner Pro-Femme-Ästhetik und einfühlsamen Artikeln von mutigen Leuten wie dem männlichen Trans-Künstler Sawyer DeVuyst möchte Cakeboy der Eindimensionalität der Bedeutung seines Namens entgegentreten. „Wir bieten einen Raum für die Gedanken hinter den Leuten“, beschreibt Begründer Santiago sein Zine. „Es geht weniger um Schwänze. Im Internet gibt es schon so viele Orte für Schwänze. Gegen mehr Ärsche habe ich allerdings nichts einzuwenden. Ist das vielleicht eine Metapher für Verletzlichkeit? Oder bin ich vielleicht auch einfach nur pervers?“