Dass Männer ihre Männerfreundschaften pflegen, ging mit der Erfindung des Fußballs und des Bierkonsums einher. Nahtlos. Männer sind eben Männer. Aber spielt es dabei eine Rolle, ob der eine hetero und der andere schwul ist? Diese Fragestellung war es anscheinend der New York Times wert, einen ganzen Artikel mit dem Namen: „The Rise of the ‚Bromosexual‘ Friendship“ zu verfassen, die als neues Männerfreundschafts-Modell ins Weltgeschehen tritt. Nach der „Bromance“, wonach zwei hetero Männer intime Freunde, aber nicht schwul sind, vertritt die „bromosexual friendship“ (Copyright ist bestimmt schon beantragt) die Freundschaft zwischen einem Schwulen und einem Hetero.

Jetzt, da es Namen für eine Schwulen-Hetero-Freundschaft gibt und eine für Hetero-Hetero-Freundschaft, die aber nicht schwul ist, öffnet sich doch ein ganz neues Marketing-Feld. Was ist mit der Freundschaft zwischen Heterofrau und Heterofrau? Oder Heterofrau und Lesbe? Zwischen einem Schwulen und einer Lesbe oder möglicherweise sogar einem Hetero und einem transsexuellen Schwulen? Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.

Homosexualität gab es schon seit sehr, sehr langer Zeit, doch mussten Schwule und Lesben dies ebenso lange verheimlichen. Im antiken Griechenland war die „Knabenliebe“ dennoch nicht nur toleriert, sondern ein ganz normales Beziehungsmodell. Im Römischen Reich gibt es literarische Werke, Gedichte, Graffiti über Homosexuelle, sogar Aufzeichnungen einzelner Kaiser und ihren homosexuellen Vorlieben. Ob Julius Caesar und Caligula damals auch schon „bromosexual friendships“ hatten?

Irgendwann kam jedenfalls der Cut: Die Gesellschaft riss sich vom Sinnbild der Toleranz los und verdammte alle Schwule. Sehr deutlich sogar, denn bis 1994 gab es in Deutschland sogar noch den Paragrafen 175, der schwulen Sex unter Strafe stellte. So ist das, wenn viele Menschen einem sagen, dass man nicht das gleiche Geschlecht lieben und begehren kann, man wird ins gesellschaftliche Exil geschickt, man wird zu einem Tabu und einem Geist. Nach der Abschaffung dieses Paragrafen, vielen Loveparades und natürlich der Serie „Sex and the City“, gab es wieder einen gesellschaftlichen U-Turn und Schwulsein war wieder okay.

Aber zurück zum Thema: Hetero-Schwulen-Freundschaften sind schon cool. Man muss nicht den Macho spielen, wie es sonst unter Hetero-Freundschaften so üblich ist. Man kann emotionaler sein, über Gefühle (und so Zeugs) reden. Und man streitet sich nie um eine Frau (oder einen Mann).

Was ist aber der Sinn, wenn man solche Beziehungsmodelle etikettiert? Ist es wegen einer soziologischen Studie oder ist es einfach nur die Annäherung an die weibliche BFF, der „best-friend-forever“, die moderne, männliche Version sozusagen?

Muss man sich jetzt auch immer so vorstellen? – „Hi, ich bin Marvin, ich bin hetero. Das ist mein Freund X, er ist schwul, aber wir führen eine bromosexual friendship, das ist also ganz normal.“ Und was ist mit anderen Sachen, die einen plagen? Kann man, nachdem man seine sexuelle Orientierung preisgegeben hat, nun auch andere Details bei einer Vorstellung erwähnen? Ich meine, jetzt da Homosexualität wieder offen akzeptiert wird, was kann man noch alles ansprechen, wie kann man sich noch outen, wo man doch endlich mal zu Wort kommt?
„Hi, ich bin Marvin und ich kann mit David Bowie nichts anfangen“, ist doch mal ein Anfang, der richtig schockt (vor allem nach seinem Tod ist das ein sehr heißes Thema.) Oder was ist mit „Hi, ich bin Marvin und ich hasse es, wenn Klopapier verkehrtherum hängt.“
Man kann offen zugeben, dass man Nudeln mit Ketchup isst, mit Schaltgetriebe nicht klar kommt oder in Schwimmbäder pisst, ohne gesellschaftlich geahndet zu werden – alles ist erlaubt (beim Letzten bin ich mir nicht so sicher).

Aber passt auf, dass die Beziehung zwischen euch und Nudeln mit Ketchup nicht bald einen Namen bekommt. Bro-lognese-Friendship ist aber eigentlich ganz nett.