Nirgendswo auf der Welt sind Smartphones so weit verbreitet wie in Südkorea. Der kleine Tigerstaat, welcher sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit zum Industriestaat entwickelt hat, gilt als ein High-Tech-Land ohnegleichen. Breitband-Internet gehört seit Jahren schon zum Alltag in Südkorea, während wir selbst in Deutschland immer noch mit langsamen Übertragungsraten kämpfen müssen. Es ist das Geburtsland großer High-Tech Firmen wie Samsung, LG und Hyundai. Hier boomt die Informationstechnologie dank Förderung durch die Regierung seit den 90er Jahren. Besonders Samsung prägt die Wirtschaft Südkoreas und ist wohl eine der erfolgreichsten Konzerne der Welt. Denn Samsung Mobiltelefone gehören stets zu den besten auf dem Markt und das wissen die Südkoreaner auch zu schätzen.

Das kommende Samsung Galaxy Note 7 Modell mit S Pen

Dieses durchaus erfolgreiche Wirtschaftsmodell hat jedoch auch seine Schattenseiten. Denn die Handysucht, auch Nomophobia genannt, ist ein Problem in Korea, welches so verbreitet ist, dass selbst die Regierung eingreift, um der Problematik Herr zu werden. Eine von der Regierung entwickelte App soll überwachen, wie lange der User sich am Smartphone aufhält. 2011 schon wurden Maßnahmen durchgeführt, um zu verhindern, dass Minderjärhige zu einer späten Stunde Zugang haben zu Online-Spielen. Zudem wurden vor kurzem Verkehrszeichen im Straßenverkehr eingeführt, mit denen Fußgänger daran erinnern werden sollen, vom Smartphone im Straßenverkehr hochzuschauen, um Unfälle zu vermeiden.

Wie schwerwiegend kann das Problem aber überhaupt sein, wenn solche Maßnahmen ergriffen werden müssen?

In einer Studie aus dem Jahr 2015 wurden 1000 Studenten in Korea befragt zum Thema Smartphones. 72% besaßen bereits ein Smartphone im Alter von 10 oder 11 Jahren und verbrachten täglich 5,4h am Telefon. Das Resultat war: 25% der Schüler waren ernsthaft handysüchtig. Allerdings muss man natürlich erstmal darüber diskutieren, ob man vielleicht nicht schon von Sucht reden kann, wenn man sich ganze 5h mit dem Handy beschäftigt.

Was machen die Teenager überhaupt am Smartphone? Spiele spielen, Chatten, Videos gucken … aber vor allen Dingen lenken sie sich so von der realen Welt ab. Es ist vor allem der Druck und der Stress, welcher in der hektischen und leistungsorientierten Gesellschaft Südkoreas unumgänglich zu sein scheint und welcher die jungen Menschen dazu treibt, sich in die virtuelle Welt zu begeben und abzutauchen ähnlich wie bei der Computersucht. Hier in Südkorea gibt es ganze Camps für Teenager und Erwachsene, in denen Handy- und Computersüchtige Menschen lernen müssen, ohne mobile Geräte und Internet auszukommen. Manche von uns wären froh, wenn sie das Smartphone abschalten könnten und einfach mal für ein paar Tage nicht erreichbar wären. Doch für Handy- und Computersüchtige ist es alleine schon eine Qual, das Gerät aus der Hand zu lassen.

Die heute 20-jährige Emma Noon unterzog sich einer Nomophobia-Behandlung und erklärte ihre Sucht so:

„Mein Handy wurde zu meiner Welt. Es wurde zu einer Erweiterung meiner selbst.“

„Mein Herz fing an zu rasen und meine Hände wurden schwitzig, wenn ich dachte, ich hätte mein Smartphone verloren. Ich ging nirgendswo ohne mein Handy hin.“

Noch scheint die südkoreanische Regierung nicht in der Lage zu sein, die Handy- und Computersucht in den Griff zu kriegen. Und mit dem Fortschritt und der Lancierung immer modernerer Smartphone-Modelle mit immer nützlicheren Apps wirkt es, als gäbe es immer mehr Gründe, nicht ohne Smartphone leben zu können.

Oft frage ich mich daher: Sind vielleicht auch wir schon smartphone-süchtig?