Brown Eyed Girls – bekannt für ihre puppenhaftes Äußeres

Hinter den zuckersüß poppigen Tanzperformances mit den catchigen Tunes von koreanischen Girl- und Boy Bands wie Girls Generation und Super Junior verbirgt sich ein hartes und erfolgreiches Business, welches alleine im ersten Quartel des Jahres 2012 einen Umsatz von ganzen 3,4 Millarden US-Dollar erzielte. Damit avancierte der koreanische digitale Musikmarkt zum achtgrößten weltweit.

Park Bom

Es handelt sich dabei um eine Industrie, in der allerdings nicht nur musikalisches Talent zählt. Wenn man sich die puppenartigen Gesichtszüge und schlanken Körper der K-Pop Stars anschaut, die sich erschreckenderweise stark ähneln, dann wird einem schnell klar, dass es eben vor allem Äußerlichkeiten sind, die einen K-Pop-Star ausmachen. Lange ist es kein Geheimnis mehr, dass die großen Agenturen wie SM Entertainment und YG ihren Schützlingen nicht nur rhythmische Qualitäten abverlangen, sondern eben auch das richtige Aussehen. Sängerin Park Bom, bekannt aus der Girlband 2NE1 ist ein erschreckendes Beispiel dieser Praktik. Sie hat sich so vielen OPs unterzogen, dass ihr Gesicht einer Plastikpuppe gleicht. Rapperin Miryo, ehemals fester Bestandteil der Band Brown Eyed Girls, äußerte sich zu ihrer Transformation folgendermaßen: Sie hätte sich so oft unters Messer gelegt, dass Leute sie nicht mehr erkannten. Sie verließ daraufhin die Gruppe und startete eine Solo Karriere.

Alte Fotos von Miryo

Miryo heute

Mit viel Mühe wird unter den Teppich gekehrt, dass Plastic Surgery für die Stars keine Option darstellt, es ist ein essentieller Part des Vertrages, um den Look zu garantieren, den die Fans sehen wollen. Große Augen, flache Wangenknochen, eine Kinnstruktur geformt wie ein sanftes V, eine längliche, schmale Nase und ein makelloser schlanker Körper. Auch bei den männlichen Stars wird mit dem Messer gewerkelt, was das Zeug hält. Jeden Monat aufs Neue wird nach jedwedem Auftritt von Rapper G-Dragon darüber diskutiert, ob er sich ein weiteres Mal unters Messer gelegt hat. Denn auch bei den Männern gelten feminine, schmale Züge und große Augen als „schön“ und wünschenswert. Doch kann so viel „Plastik“ noch schön sein?

G-Dragon – man munkelt, er habe sich Nase und Augen machen lassen.

Für Außenstehende, die sehr wenig Ahnung haben von der K-Pop-Welt, offenbart sich aufgrund der Neigung der koreanischen Musikindustrie zur plastischen Chirurgie ein sonderbares Problem, über das nicht gerne gesprochen wird: Wenn du dich nicht sonderlich mit den koreanischen Pop-Idolen auskennst, hast du Probleme, die einzelnen Sänger auseinander zu halten. Nun, das ist auch nicht verwunderlich, wenn Individualität und Makel, welche gar keine Makel sind, aufgegeben werden, nur um letztendlich zur selben grauen, perfekten und makellosen Masse dazuzugehören wie alle anderen auch.

Was jedoch hat das für Auswirkungen auf das koreanische Schönheitsempfinden? Oder stellt der Schönheitswahn der K-Pop Industrie nur ein Spiegel der koreanischen Gesellschaft dar? Beides steht wahrscheinlich in einer untrennbaren Wechselwirkung zueinander, welche sich in der gesamten Schönheitsindustrie in Korea bemerkbar macht.

Plastic Surgery ist nämlich ein großes Geschäft in Südkorea. Im Land der Morgenstille werden so viele kosmetische Operationen pro Kopf durchgeführt wie in keiner anderen Nation. 20 Prozeduren pro 1000 Menschen – diese Zahlen stammen aus dem Jahre 2014 allein und man kann nur vermuten, dass die Anzahl der Operationen sich seitdem noch erhöht hat.

JK Klinik in Seoul – chic, modern, nobel.

Hier gilt Plastic Surgery keineswegs als Tabu. Ich las von Fällen, in denen Eltern ihrer Tochter zum 18. Geburtstag eine OP geschenkt haben, um ihre Augen via Blepharoplastik größer erscheinen zu lassen. Oftmals wollen diese Mädchen und Jungen so aussehen wie ihre K-Pop Idole und fürchten sich nicht einmal vor monatelangen Abheilungsphasen und dem Entzündungsrisiko der OP-Wunden. Nein, Angst vor solch einem Eingriff haben die wenigsten. Denn der koreanische Plastic Surgery Markt, der aus mehr als 4000 Kliniken besteht, welche allein im Jahre 2014 ganze 650 000 Patienten ein neues Aussehen verpassten, weiß sehr gut, wie man einen flacheren Bauch und eine schmalere Nase vermarktet. „Kaum Risiko“, „schnelle Abheilung“, „ein natürliches Aussehen“ werden bei jedweder Prozedur – egal, ob Fettabsaugung, Nasenverkleinerung, Blepheroplastik, Brustvergrößerung oder sogar Wangenknochenverkleinerung, in den ausführlichen Behandlungskatalogen auf den Seiten der Kliniken angepriesen. Ein paar Klicks weiter und man findet, zumindest auf den Seiten der großen Kliniken wie BK oder der JK Plastic Surgery Clinic, ein Vor- und Nachher-Bild eines bekannten K-Pop-Stars. Mit der K-Pop Industrie lässt sich nämlich Schönheit durch das Skalpell hervorragend vermarkten, während Unfälle und verpfuschte Behandlung mit Bravour vertuscht werden…