Givenchy Fall Winter 2015 Campaign

Die Zeiten, in denen vorrangig die Außenseiter der Gesellschaft und Anhänger bestimmter Subkulturen Piercings trugen, sind vorbei – zumindest scheint es so. Die Fashion Crowd hängt sich schon längst nicht mehr nur Schmuck um Hals und Handgelenk. Ringe werden als Nostril- und Septumpiercings durch die Nase gezogen und die Ohren werden nun nicht mehr nur von einem einzelnen Paar Creolen geschmückt. Gleich eine ganze Reihe von Ringen wird als Verzierung an den Lauschern angebracht, um sich von der Masse abzuheben und Modebewusstsein zu signalisieren. In der Street Wear gelten Piercings also schon lange als das It-Accessoire des Fashion Nerds, um seinem Look eine gewisse Kantigkeit und Extreme zu verleihen. Und tatsächlich beweist die junge Modeszene, beheimatet in den Metropolen der Welt, dass ein langes schwarzes Kleid sich auch wunderbar mit einem Septumring tragen lässt, ohne dabei an Eleganz zu verlieren. Solch ein Anblick überraschte mich vor kurzem bei einer Gala und ließ mich seitdem auch nicht mehr los. Weibliche Eleganz und Piercings – diese beiden vermeintlichen Gegensätze müssen sich keinesfalls ausschließen. Wer es jedoch classy halten möchte, dem rate ich vor allem Nasenringe und Ohrenpiercings zu tragen. Denn ein Augenbrauenring oder ein Strassstein links oder rechts über der Lippe machen nach wie vor alles andere als einen gediegenen Eindruck.

Was nun allerdings auf der Straße zur Schau gestellt oder von Modebloggern wie Luanna P, selbst stolze Trägerin eines Piercings, getragen wird, schließt nicht viel auf das, was in der High Fashion Industrie en vogue ist. Models mit Piercings? Immer noch ein No-Go. Models wie Transgender It-Boy Stav Strashko oder das schielende Model Moffy tragen beide Piercings, jedoch galten sie von Anfang an als außergewöhnliche Typen, die bestimmte Nischen in der Modewelt füllen, und stellen sozusagen dementsprechend nur die Ausnahmen dar, die die Regel bestätigen. 

New Polaroids ???????????? Ein von Stav Strashko (@stavstrashko) gepostetes Foto am

Piercings auf dem Catwalk jedoch erblickten wir im vergangenen Jahr überraschend häufig – zumindest in Form von Fake Piercings.  Allerdings fungierte der Gesichtsschmuck eher als kunstvolles Schockelement als eine Vollendung eines tragbaren und eleganten Looks. Rodarte, Manish Aora, Givenchy sowohl als auch Alexander McQueen verpassten ihren Models extravaganten, übertriebenen Gesichtsschmuck und schockierten sowie entzückten so die Modewelt. Jedoch handelt es sich bei diesen Labels grundsätzlich um Modehäuser, dessen große Kunst eben darin liegt, mit Extravaganz Aufsehen zu erregen. Ob ein traditionell elegantes Label wie Dolce & Gabbana in nächster Zukunft eine Grazie in wallenden Abendkleidern und Septumring auf den Laufsteg schicken würde, das mag ich zu bezweifeln.

Aber das ist sicherlich für die meisten absolut in Ordnung so. Piercings und Tattoos sollten trotz Hype ein Ausdruck von Individualität bleiben. Ob man denn ein Septum trägt, um seine Liebe zum Punk auszudrücken, oder den Nasenring am liebsten mit Kleid zur Schau stellt, ist immer noch dem Individuum selbst überlassen.

Alexander McQueen Fall Winter 2016 Men